Scherz, Ironie und tiefere Bedeutung
Puccini muss erst einmal warten. Denn um ihn ging es bei der Premiere des «Trittico» an der Deutschen Oper Berlin zunächst gar nicht. Im Vordergrund stand das gesellschaftliche Ereignis: So viel Prominenz aus Politik und Kultur findet sich in der Oper nur selten ein. Sogar der Bundespräsident hatte sich die Ehre gegeben. Es ging nicht zuletzt um die Frage, ob die siebenundzwanzigjährige Wagner-Urenkelin Katharina geeignet sei, in absehbarer Zeit die Nachfolge ihres Vaters Wolfgang in der Bayreuther Festspielleitung zu übernehmen.
Seit sie dafür im Gespräch ist, werden in den Feuilletons die Messer gewetzt, und so mancher Kollege dürfte an diesem Abend seine Kritik schon fertig in die Vorstellung gebracht haben. Bekanntlich stellt Puccinis dreiteiliger Schwanengesang der italienischen Oper an einen Regisseur so hohe handwerkliche und intellektuelle Anforderungen, dass sich Dilettantismus dabei sofort entlarvt. Davon kann bei Katharina Wagners Berliner Arbeit – es war ihre vierte Inszenierung – aber keine Rede sein. Ihre Auseinandersetzung mit den drei Stücken war gründlich und kompetent und führte zu diskussionswürdigen Lösungen.
Zunächst einmal stellte sie die seit der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die ewigen letzten Fragen, sie sind auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch für eine Oper gut. Nicht, dass die Mär von Doktor Faustus, in vielen Drehungen und Wendungen vom leibhaftigen Mannsbild des fünfzehnten Jahrhunderts (Georg Faust aus Knittlingen) zur Volkssage und schließlich zu einem der meistverhandelten Topoi der abendländischen Literatur avanciert, in...
Es ist mir noch wie gestern, dass 1958 ein blond gelockter junger Mann unser Haus betrat und mich mit seinem Klavierspiel samt souveränem Vom-Blatt-Lesen verblüffte. Ich hatte mich nach einem Korrepetitor umgesehen, und mein Lehrer Hermann Weißenborn gab Ariberts stets aufmerksamer Mutter Irmgard Reimann den Rat, es doch einmal mit mir zu versuchen. Aber was ich...
Die Schlachten waren längst geschlagen, und in Erinnerung blieben die Momente der Überwältigung. «Ja, so ein sieghaftes hohes C, wie’s die Mali gehabt hat, bleibt in Herz und Ohr», schrieb Hans Richter, der erste «Ring»-Dirigent, an Amalie Materna, Wagners Brünnhilde von 1876. Der Brief stammt aus dem Jahr 1911. Da hatte Materna ihre Karriere schon fast zwanzig...