Schaufenster, Hörbühne, Tango
Wohl stammt die Forderung «Prima la musica» aus den Tagen der neapolitanischen Oper. Doch bei Opern-Recitals scheint sie immer noch en vogue, weil deren Zweck für die jeweiligen Sänger und die Schallplattenfirmen vor allem darin liegt, Stimmen quasi ins Schaufenster zu stellen. Wogegen im Grunde nichts einzuwenden ist – denn natürlich ist Oper Theater für und durch Musik. Allerdings sollte Letztere der dramatischen Idee dienen und quasi die Charaktere erst zum Leben erwecken.
Also geht es auch auf der Hörbühne um das Schaffen von Figuren in dialektischem Bezug zur Musik, um ihre Psychologisierung. Es mag durchaus schwierig sein, dies in der Momentaufnahme einer einzigen Arie auf den Punkt zu bringen, doch gibt es erfreulicherweise Sänger, die auch in dieser Hinsicht nichts unversucht lassen.
Gelegentlich kann freilich eine sehr persönliche Stimmfarbe den Eindruck erwecken, ein Sänger singe alles ziemlich ähnlich – etwa bei Joseph Calleja. «The Maltese Tenor» (so auch der Titel seines neuen Solo-Albums bei Decca) ist ja in sehr frühem Alter ins Rampenlicht getreten und hat nach Informationen seiner Schallplattenfirma ein temporäres «Sabbatical» eingelegt, nicht aus stimmlichen ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Medien/CDs, Seite 28
von Gerhard Persché
Seit ihrer Geburt im frühen 17. Jahrhundert hat die Kunstform Oper die Geister Italiens gespalten. Jahrhundertelang hatte man sich für sie buchstäblich entschuldigen müssen – gegenüber dem intellektuellen Bildungsbürgertum, das es vorzog, sich für die Wiederbelebung des «echten» griechischen Dramas einzusetzen, ebenso wie gegenüber Vertretern von Kirche und Staat,...
Eine Aufführung von Leos Janáceks letzter Oper «Aus einem Totenhaus» würde ihn nicht berühren, wenn sie in einem Gefängnis spielte, sagt Dirigent Ingo Metzmacher im Interview, das im Programmheft des Zürcher Opernhauses abgedruckt ist. «Mich als Zuschauer hat das nicht erreicht, weil es mich nicht betrifft.» Auch der Regisseur Peter
Konwitschny kann wenig mit dem...
Am liebsten schreibt sie für Freunde. Für Menschen, die sie gut kennt. Judith Weir hält wenig von Theorien, Programmen oder Schulen. Wichtiger ist ihr der Dialog mit den Interpreten, die ihre Musik aufführen. Egal ob es sich um Profis oder Laien handelt. Hat nicht jede Sängerin, jeder Instrumentalist, jedes Orchester, jeder Chor eine Persönlichkeit, eine spezielle...