Schachbrettmodell
Türen auf, Türen zu. Optimismus zu Saisonbeginn. Bei den Salzburger Festspielen wird erstmals erfolgreich das Schachbrettmodell erprobt. Die Stuttgarter Staatsoper zeigt im September die Übernahme von Barrie Koskys lustiger, reisefreudiger «Zauberflöte» aus Berlin, und der Doppelabend «Cavalleria rusticana»/«Luci mie traditrici» hat im Oktober Premiere – beides Produktionen, denen auf der Bühne Abstände zwischen den Darstellerinnen und Darstellern und den Musikerinnen und Musikern einkomponiert sind und die so auch funktionieren.
Das Publikum bildet kleine Menscheninselchen im Parkett. Die Situation spitzt sich zu. Als die Bayerische Staatsoper in München Ende Oktober Frank Castorfs Inszenierung von Walter Braunfels‘ Oper «Die Vögel» aufführt, sind nur 50 Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen (die anderen haben lediglich die Begegnung mit hochinteressanter Musik verpasst). Danach ist im Terminkalender alles durchgestrichen.
Spätestens Mitte Dezember beginnt die Zeit des Streamings. Henzes «Das verratene Meer» aus der Wiener Staatsoper, inszeniert von Jossi Wieler und dem nach Österreich gewechselten ehemaligen Stuttgarter Chefdramaturgen Sergio Morabito: eine poetische, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 94
von Susanne Benda («Stuttgarter Zeitung», «Stuttgarter Nachrichten», Stuttgart)
Sie konnten nur selten miteinander, vor allem aber nicht ohne einander. Seitdem es die Gattung Oper gibt, suchten Komponisten (gerne auch mal verzweifelt) nach Librettisten, die geeignet waren, ihre (also: der Komponisten) Visionen mit Text gleichsam zu «unterfüttern», zu beleben, zu erleuchten. So manches Genie war darunter, man denke nur an den großen Metastasio...
Es ist eine der ältesten Opernfragen: «prima la parole?» Oder doch «prima la musica?» Die musikhistorische Wertung scheint da eine einfache Antwort zu kennen: Der Text einer Oper ist immer getreuer Diener von Frau Musica. Doch schon die inhaltlichen Handlungsvorgaben eines Musiktheaters rühren eben nicht so einfach aus dem Klingenden selbst, es bedarf hier schon...
200 Jahre Einsamkeit? Weit gefehlt. Carl Maria von Webers «Freischütz», 1821 im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (unter der musikalischen Leitung seines Schöpfers) in die Welt gekommen, ist der Deutschen liebstes romantisches Opernkind. Was wiederum auch nicht stimmt, denn die imaginäre Sprache des Waldes, die in diesem Bühnenwerk hörbar wird, fand...