Randglossen eines Musikers

Mit Karlheinz Stockhausen zu arbeiten ist wie Heiraten

Opernwelt - Logo

Stockhausen ist einer der großen Pioniere der elektronischen Musik. Seine Platten werden in England unter der Sparte Pop verkauft, und so manche berühmte Band hat sich besondere Effekte beim großen Meister abge­lauscht. Wer Pink Floyd oder The Mothers of Invention liebt, wird sich auch in den Klängen von Stockhausen zurechtfinden. Für mich war die Begegnung mit seiner Musik eine unvergessliche Erfahrung. Sie geht durch den ganzen Körper. Übertriebener Feinsinn ist fehl am Platz. Kraft, Präzision und Wagemut sind hier gefragt. Es gibt ein objektives Maß, nämlich das Tonband.

Ohne elementare musikalische Eigenschaften wie gutes Gedächtnis und Gefühl für die Zeit ist diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Dass ich es schaffen konnte, gab mir ungeheures Selbstbewusstsein. Endlich war ich in einer Welt, in der Fachsimpelei über Ausdruck nichts zählte. Es ging um Wirkliches, Nachprüfbares. Es war wie eine Befreiung. (...)
Ich erinnere mich gut daran, wie schwer es mir fiel, unter den Ohren des Meisters etwas auf dem Klavier zu spielen, das nicht ausdrücklich komponiert war. Ich war im Improvisieren nicht gerade geübt. Aber er war geduldig. Er wünschte sich, dass wir Vorgänge auf dem Band ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2005
Rubrik: thema: stockhausen, Seite 32
von Ingo Metzmacher

Vergriffen
Weitere Beiträge
Story von heute?

Ohne Umschweife: In Sachen «Così fan tutte» liegt Dortmund derzeit klar vor Gelsenkirchen. Einmal mehr zeigt sich, dass modisch modernes Ambiente (Verena Hemmerleins Tennisplatz in Gelsenkirchen) keineswegs genügt, solange es insze­natorisch nicht gefüllt wird. Regisseur Andreas Baesler lässt den Chor in Ponnelle-­Manier über die Bühne wuseln (in Dortmund wird aus...

Kontrastprogramm

Mit der «Zauberflöte», so eine seit der Uraufführung von Mozarts opus ultimum 1791 in Wien allgegenwärtige Intendanten-Weisheit, liegt man immer richtig. Egal, wie Emanuel Schikaneders krause Kreuzung aus Zaubermärchen und Maschinentheater, volkstümlicher Komödie und Freimaurer-Mysterium in Szene gesetzt und die musikalische Kontrastdramaturgie zur Geltung gebracht...

Müller-Siemens: Die Menschen

Mit seinem Engagement für Zeitgenössisches stieß ­Aachens scheidender Intendant Paul Esterhazy auf unterschiedliche Reaktionen. Als Dramaturg begleitete er die Mannheimer Uraufführung von Detlev Müller-­Siemens’ «Menschen» und hat das Werk jetzt nach ­Aachen geholt. Ein «harter Brocken», nimmt das Werk doch radikal Abschied von Traditionen. Der Komponist spricht...