Sprachmusik

Das Beckett-Programm der Zeitgenössischen Oper Berlin

Opernwelt - Logo

Samuel Becketts späten Texten kommt man vielleicht am nächsten, wenn man sie als absolute Musik versteht. Die Sprache und ihre Elemente – Laute, Silben, Wörter – sind hier so kombiniert, dass der performative Akt der Rezitation, dass Rhythmus, Melodie und Artikula­tion zum eigentlichen Medium der Sinnstiftung werden. Ob Dialog oder Prosastück – das letzte verbindende Band dieser erratischen, wortreich verstummenden Fragmente ist ihre Abdichtung gegen jede Art semantischer Vereinnahmung.

So wie – philosophisch gesprochen – der Mensch in der entzauberten Moderne rettungslos auf sich zurückgeworfen ist, so stehen Becketts Figuren, Bilder und Motive für nichts als sich selbst. Es ist unmöglich, an ihnen Halt zu finden.
Wenn Becketts Sprache ihr Eigent­liches aber als musikalisierte Form findet, sperrt sie sich letztlich auch gegen jede Art von Dramatisierung. Nicht zufällig bezeichnete Beckett die Oper als «eine grässliche Korruption der immateriells­ten aller Künste, der Musik». Nur Morton Feldman schaffte es, dem Autor ein «Libretto» abzuschwatzen – sechzehn hermetische Zeilen, die Feldman zu der 1977 in Rom uraufgeführten, unlängst in Stuttgart wiederbelebten szenischen Musik ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2005
Rubrik: magazin, Seite 20
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Fader Fang

Um es gleich zu sagen: In die diskografische Bestenliste werden diese «Pêcheurs de Perles» es kaum schaffen. Allenfalls einen Mittelplatz können wir ihnen zumessen. Wer nach Lichtblicken sucht, wird sich an Annick Massis halten müssen, die in diesem Mitschnitt vom April 2004 aus dem Teatro La Fenice die Rolle der Léïla verkörperte – zum wiederholten Male, denn...

Kugelgestalt der Zeit

Die Kugelgestalt der Zeit, das Über-, Mit- und Durch­einander von (Vor-)Gestern und Morgen: Wäre das ein Konzept für die Oper der Zukunft? Christoph Cech suchte dieses Prinzip bei der Neuen Oper Wien an «Orfeo» zu realisieren. Seine Schöpfung geriert sich als Palimpsest, das Spuren von Monteverdi mit zeitgenössischen Mitteln überschreibt. Vom Cremoneser Altmeis­ter...

Postmoderne Geschichte

Das war die kurzweiligste Geschichtsstunde, die ich je erlebte: «Garibaldi en Sicile» von Marcello Panni, uraufgeführt an Neapels Teatro San Carlo. Thema des his­to­rischen Bilderbogens ist die Befreiung und Eroberung Siziliens durch Garibaldis Freiwilligenregiment im Jahr 1860, die der Herrschaft der neapolitanischen Bourbonen über Süditalien ein Ende bereitete....