Puccini: Manon Lescaut
Als «ewiges» Thema ist die Geschichte von einem zwischen Liebes- und Luxussehnsucht hin- und hergerissenen Mädchen aus reichem Hause und einem armen Studenten nicht à tout prix an ihre Entstehungszeit, das 18. Jahrhundert, gebunden. Ausstatter Dieter Richter verzichtet in Essen auf historisierende Bebilderung. Er und Regisseur Roman Hovenbitzer finden ohne Gewaltsamkeit heutige Entsprechungen zu den optischen Vorgaben des Librettos.
In einer Disko funkt es zwischen dem Mädchen aus reichem Hause und dem armen Fotografen Des Grieux.
Doch Manon kommt nicht gegen ihren Traum vom Luxusleben an, Des Grieux nicht gegen sein moralisierendes Empfinden. Dass beide letztlich nicht zusammenfinden, demonstriert Hovenbitzer in immer neuen szenischen Anläufen und Ausformungen. Der vierte Akt zeigt die beiden weitgehend getrennt: Des Grieux blättert in alten Fotos, Manon schmückt sich – ein Frieren machender Moment – mit einem übrig gebliebenen Krönchen. Wenn er mit einer Pistole in der Dunkelheit verschwindet, knickt der Bühnenboden ab. Dieses demonstrativen Zeichens hätte es gar nicht mehr bedurft, um einsames Sterben sinnfällig zu machen.
Die große Deportationsszene verschärft Hovenbitzer ...
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