Präzedenzfälle
Auf dem Cover der Kassette grüßt René Jacobs mit listigem Gesichtsausdruck, Daumen und Zeigefinger zu jener Geste verbindend, mit der man im Schattenspiel einen Hasen an die Wand wirft, die ein Dirigent aber auch nutzt, um Präzision zu suggerieren. Und wie der Zufall es will, erscheint beim Googeln im Internet im Zusammenhang mit «Jacobs» und «Operas» auch der Hinweis «Kostenlose Operas Reparatur», was zwar nur einen Browser für Windows betrifft, aber auch gut zu Jacobs’ Annäherung an seine Werkexegesen passt.
Seit vielen Jahren sucht der belgische Musiker Interpretationen zu «reparieren» und ihnen neue Herangehensweisen zu applizieren.
Das bedeutet vor allem eine Revitalisierung der Dialoge. Jacobs geht in seinen Interpretationen vom Sprachkern der Musik aus. Daher empfindet er auch das gesprochene Wort nie als trivial, sondern als grundsätzlich notwendigen «Kitt», der die in den Ruhepunkten einer Arie vorgetragenen Gefühle vorbereitet und ausführlich begründet – und dem auf der Hörbühne durchaus spielerisch «nachgeholfen» werden darf (mit kreativer Beteiligung unter anderem von Andreas Küppers, Hammerflügel, Christian Koch, Fortepiano, und Marie-Ange Petit, Schlagzeug). Dies ...
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Opernwelt April 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 32
von Gerhard Persché
Als Bub erlebte Friedrich Cerha, 1926 in Wien geboren, den Österreichischen Bürgerkrieg. Es war 1934, Cerha war acht Jahre alt; sein Vater führte ihn über die «Schauplätze» des Krieges. Bleibende Eindrücke. Möglicherweise entstand hier der Vorsatz, es selbst besser zu machen. Anders, klüger. In dieser Zeit erhielt das Kind längst Geigenunterricht, und schon bald...
Gott fährt Motorrad. Aber er benutzt es, sich seiner erhöhten (Sonder-)Stellung gewiss, nicht nur auf den dafür vorgesehenen Pfaden. Um die schöne Semele zu rauben, nimmt er ebenfalls den Zorn des Volkes in Kauf, das sich in einer schmucken Kirche zum, genau: Gottes-Dienst versammelt hat (Bühne: Tracy Grand Lord). Jupiter höchstselbst, denn von ihm geht hier die...
JUBILARE
Aus dem oberfränkischen Rehau stammt der dort am 15. April 1953 geborene Klaus Angermann. Er studierte Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin sowie an der Philipps-Universität Marburg und schließlich bei Helga de la Motte-Haber an der Technischen Universität Berlin. Von 1985 bis 1990 beschritt er zunächst auch eine Laufbahn als Sänger und trat...