The House of Joy
Gott fährt Motorrad. Aber er benutzt es, sich seiner erhöhten (Sonder-)Stellung gewiss, nicht nur auf den dafür vorgesehenen Pfaden. Um die schöne Semele zu rauben, nimmt er ebenfalls den Zorn des Volkes in Kauf, das sich in einer schmucken Kirche zum, genau: Gottes-Dienst versammelt hat (Bühne: Tracy Grand Lord). Jupiter höchstselbst, denn von ihm geht hier die Rede, ficht das nicht an. Er hat sich mehr oder minder «unsterblich» in die thebanische Königstochter verliebt und raubt sie nun mitten aus der heiligen Versammlung, um sie ganz für sich allein zu haben.
Ein letzter fulminanter (oder sollte man sagen: lüsterner?) Dreher am Gaspedal, und schon braust das Paar in Windeseile aus der Kirche der Erstaunten hinaus ins flotte Leben.
Es ist zugegeben eine kecke, ja kühne Idee, das mythische, von Ovid im dritten Buch seiner «Metamorphosen» eine Spur vermenschlichte Sujet auf diese radikal rustikale Art und Weise zu deuten. Doch sie funktioniert, weil Thomas de Mallet Burgess und Jacqueline Coats für ihre Inszenierung von Händels 1744 im Londoner King’s Theatre am Haymarket herausgekommenem Oratorium «Semele» die Holy Trinity Cathedral zu Auckland in ein leibhaftiges House of Joy ve ...
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Opernwelt April 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 31
von Jan Verheyen
P = Premiere ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten UA = Uraufführung
Hier finden Sie alle Termine (Premieren sowie Repertoirevorstellungen) der Opernhäuser in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Von den anderen Häusern (Grenzländer zu Deutschland sowie Italien und ein paar andere) bilden wir jeweils...
Sandrine Piaus neuestes, gemeinsam mit ihrem inspirierenden Klavierpartner David Kadouch konzipiertes Liedprogramm ist ein Bekenntnis. Es lädt zu einer intimen Reise an die vergangenen, erinnerten, ersehnten und unerreichbaren Orte unseres Lebens ein – «bis hin zum letzten Weg in den Tod», wie sie selbst sagt. Gereist wird in zwei Sprachen, zwei Musikkulturen, auf...
Niemand kann den König spielen», lautet eine alte Theaterweisheit, das müssen die anderen tun. Sie gilt erst recht für den Hochstapler, auf der Bühne wie im wahren Leben. Also sitzt er in der Prager Staatsoper an einem Wirtshaustischlein, die Hose etwas zu hoch sitzend, aber durchaus elegant (schließlich ist er Schneider), die Füße leicht nach außen gestellt wie...
