Platt, aber genial
Als die English National Opera bekannt gab, Terry Gilliam würde mit «The Damnation of Faust» als Opernregisseur debütieren, mutmaßten manche einen Teufelspakt.
War Gilliam doch vor allem durch seine frech-surrealen Karikaturen für «Monty Python’s Flying Circus» bekannt geworden, sowie als Regisseur (zusammen mit Terry Jones) des nicht minder irren Streifens «Monty Python and the Holy Grail» – zu deutsch etwas dümmlich «Die Ritter der Kokosnuss» genannt, weil das Hufgeklapper der Pferde mit Schalen solcher Nüsse imitiert wird –, aber auch durch den überdrehten Drachentöter-Film «Jabberwocky» mit Michael Palin.
Palin pflegte in den Programmen der Monty Pythons einen legendären Satz zu sagen, der die Sketche wie ein Vorhang voneinander trennte: And now for something completely different. Als Motto könnte man dies auch über der Bühne dieser Produktion von «The Damnation of Faust» an der ENO hängen. Denn Gilliam legt Berlioz’ dramatische Legende in der Tat auf völlig andere Weise an, als man dies aufgrund der sich von Goethe doch sehr deutlich abhebenden, das Fantastische stark betonenden Annäherung des Komponisten an den Stoff erwarten mag: Er kreiert einen bunten historischen ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Gerhard Persché
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