Alte Schule

Geschliffene Technik, gebieterische Pose – zum 70. Geburtstag von Riccardo Muti

Opernwelt - Logo

«Mein Herz ist launenhaft geworden, doch jetzt fühle ich mich sehr gut.» Da lag der Vorfall bereits einige Wochen zurück: Im Februar dieses Jahres war Riccardo Muti bei einer Probe mit seinem Chicago Symphony Orchestra zusammengebrochen. Die Diagnose: Herzrhythmusstörungen, Kieferbruch. Die Musikwelt reagierte auch deshalb geschockt, weil sie den Neapolitaner ganz anders kennt – als sehnigen Pult-Star, der mit bis in die letzte Nervenfaser gespannter Haltung seine Orchester befehligt.

Riccardo Muti ist der letzte Maestro alter Schule. Ein gebieterischer Kontrollator.

Ein Dirigent der souveränen, nicht uneitlen Pose. Ein kristallklarer Techniker, dessen genauer Schlag bei Sängern und Instrumentalisten beliebt ist (auch wenn sie von dem Italiener stets an der kurzen Leine gehalten werden). Ein genuiner Opernmann, der besonders bei Verdi enorme, stets perfekt kanalisierte Energien freisetzt. Und ein Partiturenkenner, der den Stars ihre Extravaganzen nicht gönnt: Salvatore Licitra etwa wurde das hohe C in Manricos Stretta verweigert – zum Entsetzen der Scala-Besucher.

Obgleich er Mailands Opernhaus 2005 im Zwist und nach fast zwei Jahrzehnten als Musikdirektor verließ, wird Riccardo ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Der Krieg ist nicht vorbei

Das Ende des Trojanischen Krieges liegt schon einige Jahre zurück. Idomeneo, König von Kreta, hat längst abgedankt, Sohn Idamante hat die Geschäfte übernommen und mit Ilia einen hübschen Knaben gezeugt. Der glückliche Ausgang von Mozarts Musikdrama legt eine solche Fortsetzung nahe. Alles hat sich zum Besten entwickelt: Frieden zwischen den Völkern, Liebe unter den...

Zärtlichkeit und Überschwang

Bei seinem Debüt als Leiter der Innsbrucker Festwochen bewies Alessandro de Marchi eine glückliche Hand: Mit Pergolesis «L’Olimpiade» hatte sich der Nachfolger von René Jacobs nicht nur ein Schlüsselwerk für die Entwicklung der Opera seria ausgesucht, sondern auch durch eine musikalisch überragende Aufführung Pergolesi wieder seinen Platz in der ersten Reihe der...

Von A nach B gehen reicht nicht

Herr Nagy, Ihr Lebenslauf fordert eine Bemerkung einfach heraus: Vor etwas mehr als 24 Jahren sangen Sie als Knabensopran den Hirten im «Tannhäuser», jetzt steht Ihr Bayreuth-Debüt an. Bald können wir Sie zum Silbernen Wagner-Jubiläum beglückwünschen…
Stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Und das mit nur zwei Wagner-Partien! Ich komme ja aus der...