Offenes Kunstwerk
Für gewöhnlich sitzt man im Theater auf seinem Platz und harrt der Dinge, die da kommen. Flanieren geht nur in der Pause. Dass es in Susanne Kennedys Version von Philip Glass’ Oper «Einstein on the Beach» am Theater Basel anders sein wird, erfährt man schon beim Einführungsvortrag: «Das ist ein Abend, den man sich selbst baut», heißt es da. Ein Fall von immersivem oder partizipativem Theater?
So ganz neu ist es nicht.
Schon bei der pausenlosen Uraufführung 1976 der Anti-Oper ohne Narrativ war es dem Publikum möglich, den Zuschauerraum zu verlassen und nach Belieben zurückzukehren. Was Kennedy und Markus Selg in ihrer ersten Opernregie als Aufführungskonzept entwickelt haben, kann man als inspirierende Weiterentwicklung begreifen. «Einstein on the Beach» mutiert zur begehbaren Installation: Publikumsraum, Bühne und Foyers sind für die Dauer der Vorstellung offen, auch das Buffet ist immer geöffnet – nur Getränke dürfen nicht auf die Bühne mitgenommen werden. Am Anfang nimmt ein Großteil des Publikums noch befangen im Theater Platz. Dann wagen sich die Ersten auf die Bühne, die Lawine rollt. Manche stehen, manche sitzen, manche pflanzen sich auf Bühnenkulissen hin, andere liegen ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Alexander Dick
Nachtblauvioletter Stoff blitzt rechts in der Seitengasse, und bevor die Trägerin des dazugehörigen Kleides gänzlich auf der Bühne der Grieghalle erscheint, bricht frenetischer Jubel aus, der mehr ist als ein Willkommensgruß für Lise Davidsen (und Leif Ove Andsnes, ihren Partner am Klavier). Es ist eine Demonstration nationalen Stolzes, bevor ein Ton Musik...
Dieser Märzabend des Jahres 1864 stand wahrlich unter keinem günstigen Stern: Die Uraufführung von Charles Gounods Oper «Mireille» im Pariser Théâtre-Lyrique fiel durch. Angekreidet wurde dem Komponisten und seinem Textdichter Michel Carré insbesondere, dass das (auf Frédéric Mistrals provenzalisches Poem «Mirèio» zurückgehende) Sujet fürchterlich abgeschmackt sei;...
Es ist das Licht. Anders ist es. Heller. Eindringlicher. Freundlicher. Und: strahlender. Wer nur einmal im hohen Norden Europas, sei es in Finnland, Schweden oder Norwegen (wenn nicht gar auf Island, diesem archaischen Zauberreich von Shakespeares Gnaden), eine Mittsommernacht erlebt hat, der weiß, was damit gemeint ist. Dieses Licht leuchtet durch das Dunkel...