«Nun fiedelt auf, Herr Spielmann!»
Braunschweig war einstmals eine musikalisch äußerst bedeutende Stadt. Ende des 17. Jahrhunderts hatte der kunstsinnige Herzog zu Braunschweig und Lüneburg Anton Ulrich (1633–1714) das Opernhaus am Hagenmarkt eröffnen lassen – und bald trieben sich illustre Persönlichkeiten wie der Hofdichter und Librettist Friedrich Christian Bressand (ca. 1670– 1699) sowie der vor einigen Jahren prominent wiederentdeckte Komponist Reinhard Keiser (1674–1739) dort herum.
Keiser schrieb für Braunschweig gleich zwei verschiedene Opernverarbeitungen des «Orpheus»-Stoffes (zusammen mit Bressand, der sich hier vor allem textlich an lyrischen Schäferspielchen erfreute). Auch gibt es einige Komponisten mit durchaus klangvollen Namen, die sogar in Braunschweig direkt zur Welt kamen, allen voran der große Violinvirtuose, Komponist und Dirigent Louis Spohr. Dahinter firmiert – nicht ganz so bekannt – der 1837 geborene Komponist Hans Sommer, der eigentlich Hans Friedrich August Zincken hieß.
Als Sohn eines Arztes wurde sowohl Sommers musikalische als auch seine mathematische Begabung früh gefördert. Private Musikstunden erfolgten teilweise in Wien, es kam aber zunächst nur zu einem Studium der Mathematik, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 34
von Arno Lücker
Die Rezeptionswege des Wagner’schen Œuvres sind verschlungen. Und führen zuweilen sogar in die Welt der Trivialkultur. Das bunte, manchmal schrille Universum der im Marvel-Verlag beheimateten Superhelden-Comics verdankt den durch Wagner gewandelten Mythen einiges. «Die fantastischen Vier», «Iron Man», ganz zu schweigen von dem auf den Donnergott zurückgehenden...
Als im August 1876 die Festspiele in Bayreuth mit Richard Wagners «Ring» eröffnet wurden, war das Echo in den Medien gewaltig. Allein aus Deutschland reisten über 60 Rezensenten in die fränkische Provinz, die New York Times schmückte ihre Titelseite mit Artikeln über Bayreuth, alle wichtigen Blätter der europäischen Metropolen berichteten ausführlich. Ob zustimmend...
Allein die fehlerhafte Übersetzung zeigt, wie fern uns die Figur ist. Gottesnarr, Jurodstwo, damit ist eigentlich der «Narr in Christo» gemeint, eine irdische Figur – mit mutmaßlich heißem Draht nach oben. Heiliger, verehrter und gefürchteter Außenseiter, Wahrheitskünder, verspotteter Gaukler – alles fällt in dieser Figur zusammen, bei Puschkin, auch bei...