Nichts, wie es war - alles, wie es war
Nach diesen Juli-Tagen in London wird nichts mehr so sein, wie es war. Eine extreme erste Woche, wie diese Stadt sie in Friedenszeiten wohl noch nie erlebte, prall gefüllt von Leidenschaft, Euphorie und Trauer. Zunächst am ersten Wochenende des Monats das von Bob Geldof organisierte Open-Air-Konzert im Hyde Park, dessen Titel-Wortspiel «Live-8» die angestrebte Hilfe für Afrika («Live-Aid») mit dem G-8-Gipfel weiter nördlich im schottischen Gleneagles verband.
Die Pop-Weltmacht Britannien ließ ihre Muskeln spielen.
Barden wie Pete Doherty, Elton John, Annie Lennox, Sir Paul McCartney, Joss Stone, Sting, Robbie Williams, in alphabetischer Reihe, sorgten für deliröse Zustände unter den Fans wie die Dubliners von U2 und die amerikanischen Gäste, darunter Madonna, Mariah Carey und die «Scissors Sisters» sowie Michael Stipe von REM. Auch Uralt-Ikonen wie «The Who» und die seit einem Vierteljahrhundert zerstritten gewesenen «Pink Floyd» mit Roger Waters und David Gilmour kehrten quasi aus dem Ausgedinge zurück. Über Zweihunderttausend waren trotz eher mieser Witterung im Hoch.
Vier Tage später, am frühen Nachmittag des Mittwoch, sorgte die Nachricht, London hätte den Zuschlag für die ...
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