In den Ruinen der Wünsche
Ihm ging die rein musikalische Intelligenz ab, der Widerstand gegen das musikalisch Dumme», wetterte Theodor W. Adorno einst gegen Franz Schreker. Und: «Es ist Musik der Pubertät; selber einer pubertären Seelenlage entsprungen, auf sie eingestimmt, mit allem Trotz unbelehrbarer Reife.
» Das harsche Urteil verfehlte nicht seine Wirkung: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte der in der Weimarer Republik höchst erfolgreiche, in Nazi-Deutschland als «entartet» verfemte, 1934 in Berlin verstorbene österreichische Komponist zu den Personae non gratae einer ästhetischen Dogmatik, die sich musikalischen Fortschritt einzig im Anschluss an die Dodekaphonie Arnold Schönbergs vorstellen konnte. Wie weiträumig und wie lange Schreker aus dem öffentlichen Bewusstsein ausgeblendet blieb, belegt einmal mehr eine im Programmheft zu Nikolaus Lehnhoffs Salzburger Neuproduktion der Oper «Die Gezeichneten» (1918) abgedruckte Dokumentation zur Aufführungsgeschichte seiner Bühnenwerke: Von einigen konzertanten und wenigen szenischen Wiederbelebungsversuchen abgesehen, dominierte bis in die frühen achtziger Jahre hinein allgemeines Desinteresse.
Erst nachdem Michael Gielen und Hans Neuenfels 1979 in ...
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