Musik über Musik
Die Wolken hängen tief im Mai. So tief, dass sie die Gipfel der steil aufsteigenden Hänge streifen. Die Bäume sind schwer vom feinen Regen, der in Bergen an bis zu 250 Tagen des Jahres niedergeht. Unten am Fjord dampft die Stadt, als wolle sie wenigstens einen Teil der Nässe ausschwitzen. Die Feuchtigkeit sitzt überall – in den engen Höfen der historischen Handelshäuser an den Bryggen; auf den rot, weiß, gelb oder blau gestrichenen Holzfassaden der alten Viertel hinter dem Fischmarkt; auf den Mauern der wuchtigen Domkirken, deren Geschichte bis ins 12.
Jahrhundert zurückreicht; im Zierputz und auf den Figuren des Jugendstiltheaters, das vornehm, ein wenig erhöht, abgerückt, über der Shopping-Meile Torgallmenningen thront.
Willkommen im frühsommerlichen Bergen. Wer das seit 1953 in der zweitgrößten Kommune Norwegens (260 000 Einwohner) jedes Jahr organisierte Internationale Festival «Nordische Impulse» besucht, sollte sich warm und wasserfest anziehen. Das vorwiegend einheimische Publikum (etwa zwei Drittel der Besucher) weiß das natürlich: Man strömt in Regenhäuten und (Designer-)Gummistiefeln zur Open-Air-Eröffnung in die zentrale Fußgängerzone, wo das städtische Filharmoniske ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Albrecht Thiemann
Das Werbeplakat zeigt in diesem Jahr ein Gedeck aus der Gefrierzone: roter Teller, Messer, Gabel, Becher, alles vereist. «Einsamkeit und Kälte, die Not und manchmal Unmöglichkeit, sich mitzuteilen» sind, so Intendant Luc Bondy, Grundströmungen der diesjährigen Wiener Festwochen. Dies manifestierte sich schon in der ersten Premiere, Christoph Marthalers...
In seiner zweiten, bis auf zwei Aktschlüsse vollendeten Oper «Chowanschtschina» («Die Chowanski-Verschwörung») war Modest Mussorgsky noch radikaler als im «Boris Godunow». Wieder versuchte er eine komplexe Periode der russischen Geschichte, in der die Machtfrage offen war, auf die Opernbühne zu bringen. Nach dem Tod Fjodors III. (1682) kämpften die Kinder seiner...
Aktueller kann Oper kaum sein: Gerade hat Norddeutschland eine der längsten Trockenperioden seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt, da führt Jörn Arneckes Musikdrama «Kryos» dem Publikum die erschreckenden Folgen einer Klimakatastrophe vor Augen – in einer Science-Fiction-Utopie mit Tiefgang und doppeltem Boden. Im 23. Jahrhundert, nachdem ein Großteil der...