Bären zähmen
In seiner zweiten, bis auf zwei Aktschlüsse vollendeten Oper «Chowanschtschina» («Die Chowanski-Verschwörung») war Modest Mussorgsky noch radikaler als im «Boris Godunow». Wieder versuchte er eine komplexe Periode der russischen Geschichte, in der die Machtfrage offen war, auf die Opernbühne zu bringen. Nach dem Tod Fjodors III. (1682) kämpften die Kinder seiner beiden Frauen und deren Familien um die Thronfolge. Gegenüber «Boris» baute Mussorgsky im Mittelstück seiner geplanten Historien-Trilogie Zahl und Umfang der Volksszenen noch einmal aus.
Nicht weniger als drei Chöre stehen im ersten Akt gleichzeitig auf der Bühne: das Volk von Moskau; die außer Kontrolle geratene Elite-Einheit der Zarewna Sophia (nach ihren Musketen «Strelitzen», Musketiere, genannt); die Altgläubigen, die gegen die Kirchenreform des Moskauer Patriarchen mit Selbstverbrennungen protestierten. Ein solches Aufgebot, zu dem noch die stummen Regimenter des Zarewitsch Pjotr treten, der am Schluss der Oper als Peter der Große den Sieg davon trägt, stellt jedes Opernhaus vor außerordentliche Anforderungen.
Dass und wie bravourös das Anhaltische Theater Dessau diese Herausforderung – noch dazu in der Originalsprache ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Boris Kehrmann
Vielleicht Wotans Abschied? Doch das, so dachte er sich im jugendlichen Vorwitz nach einem Blick in den Klavierauszug, kann niemand spielen. Dann lieber die Standards. «O Isis und Osiris» und ein Schubert-Lied, dies dummerweise im gedeckten, profunden Sound des Vorbildes. «Herr Groissböck», tönte es da aus dem Dunkel, «welchen Lieblingssänger haben Sie denn?» «Kurt...
Wenigstens Serge Dorny war irgendwann beruhigt. Schließlich konnte der Intendant der Oper Lyon das unter «Erledigtes» abheften, was andere so heiß ersehnen: einen Vertrag mit der Unterschrift von Kirill Petrenko. Den beiden Bayreuther Schwestern fehlt nämlich weiterhin das Jawort des Dirigenten (was den «Ring» anno 2013 zur brandgefährlichen Hängepartie macht). Und...
«An Scheidungsgründen fehlt es nie, wenn nur der gute Wille da ist», schrieb bereits Johann Nestroy. Ab wann die Berliner Philharmoniker solch «guten Willen» zur Trennung von den Salzburger Osterfestspielen entwickelten, wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren. Faktum ist, dass das Orchester Salzburg im Jahr 2013 verlässt, vier Jahre vor der Goldenen Hochzeit –...