Multiple Schönheiten
Das in der Oper über Jahrhunderte fruchtbar bestellte Konfliktfeld zwischen privater Passion und politischer Pflicht war schon zu Lebzeiten Antonio Salieris ein altes Lied. Er besang es neu, indem er sich, wie bereits Lully oder Händel vor ihm, Torquato Tassos «Gerusalemme liberata» vornahm. Marco Coltellini, Geburtshelfer der Opernreform von Salieris Mentor Christoph Willibald Gluck, schuf seinem aufstrebenden Landsmann für dessen Wiener Debüt auf dem verminten, weil im Barock weithin abgegrasten Gelände der Opera seria das passende Libretto – als verblüffend moderne Steilvorlage.
Da fehlen alle ausufernden Nebenhandlungen, das Geschehen ist in drei relativ kurzen Akten intensiv fokussiert auf Kreuzritter Rinaldo und Sarazenin Armida, denen als erstaunlich starke (und mit eigenen Arien gut bestückte) Dienerfiguren nur Ismene auf Seiten der Zauberin und Ubaldo als christlicher Eindringling zugesellt sind. Der statische Schematismus von Rezitativ und Arie ist weitgehend zugunsten eines flüssigen Formprinzips aufgehoben, das Chorsätze, Ballette, Arioses und Rezitavisches zu größeren Einheiten zusammenfasst, die die dramatische Spannung hochhalten. Salieri kann so in seiner ...
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Opernwelt März 2021
Rubrik: CD des Monats, Seite 33
von Peter Krause
Kaum hat man dieses Buch beglückt aus der Hand gelegt, kommt dem Leser jener legendäre Satz aus Theodor Fontanes Roman «Effi Briest» in den Sinn, zu dem Effis Vater stets dann greift, wenn er unangenehmen Diskussionen mit seiner Tochter entfliehen will. Dieses oder jenes sei, so der alte Briest, doch ein «weites Feld». Oswald Panagl, beinahe drei Jahrzehnte lang...
In Stendhals «Vie de Rossini» von 1823 steht der Satz «Réfléchir sur les beaux-arts, fait sentir» – Nachdenken über die schönen Künste macht fühlen. Der Gedanke könnte vom Publizisten Uwe Schweikert stammen, von 1971 bis Ende 2003 Lektor des Metzler-Verlags, seit 1992 dort verantwortlich für ein exquisites Musikprogramm, und seit vielen Jahren Mitarbeiter der...
Herr Hilsdorf, was fällt Ihnen spontan zum Thema Heimat ein?
Ein Gedicht von Joseph von Eichendorff. «Aus der Heimat hinter den Blitzen rot, / Da kommen die Wolken her, / Aber Vater und Mutter sind lange tot, / Es kennt mich dort keiner mehr.» Robert Schumann hat die Verse vertont, im ersten Lied aus seinem Liederkreis op. 39. Das Stück steht in fis-Moll und weist...