«Modern sein, ohne ein Moderner zu sein»
Unter den großen Komponisten des 20. Jahrhunderts ist Richard Strauss der Umstrittenste, zumindest – seit Adornos brillanter Attacke in seinem Essay aus dem Jahre 1964 – in Deutschland. Von den Neuerscheinungen im Jubiläumsjahr ragen neben dem «Richard Strauss Handbuch», das Walter Werbeck im Metzler-Verlag ediert hat (siehe Seite 29), drei Titel heraus: eine Übersetzung der 1999 erschienenen Biografie aus der Feder des renommierten amerikanischen Strauss-Forschers Bryan Gilliam sowie zwei Veröffentlichungen des Zürcher Musikwissenschaftlers Laurenz Lütteken.
Gilliams Biografie zeichnet sich durch pragmatische Nüchternheit aus. Sie informiert zuverlässig über das erfolgsverwöhnte Leben des bodenständigen Bajuwaren, spart auch die Widersprüche seines egozentrischen, vielfach der Eitelkeit geschuldeten Verhaltens nicht völlig aus. Allerdings ist sie aus der Warte des überzeugten Straussianers verfasst, wie man ihn gerade im angelsächsischen Sprachraum häufig trifft. So fällt kaum ein kritischer Blick auf Strauss’ Persönlichkeit und auf sein Werk schon gar nicht. Das betrifft weniger die Zeit des Dritten Reichs – Gilliam schreibt zutreffend: «Strauss leistete kaum besonders mutigen ...
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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Uwe Schweikert
Die Krisenmeldungen aus der nordamerikanischen Opernszene reißen nicht ab. Nachdem im Herbst 2013 die New York City Opera wegen eines massiven Defizits den Betrieb einstellen musste, steuert nun sogar die Metropolitan Opera Company auf womöglich existenzgefährdende Budgetprobleme zu. In einem Interview mit der Deutschen Welle forderte Met-Chef Peter Gelb angesichts...
Wer die Schönheit lobt, macht sich verdächtig. Gilt bestenfalls als naiv. Unkritisch und verantwortungslos, denkfaul, bequem und opportunistisch: eine Liste von Eigenschaften, mühelos zu verlängern und besonders leicht zu belegen am Beispiel des ästhetizistischen Egomanen Richard Strauss’, der selbst die Kumpanei mit Diktatoren nicht scheute, wenn sie dem eigenen...
Keine zwei Jahre ist George Benjamins «Written on Skin» alt – und schon so etwas wie ein Klassiker. Seit der bejubelten Uraufführung 2012 in Aix-enProvence hat das Werk des Messiaen-Schülers einen regelrechten Triumphzug angetreten: Schon die Uraufführungsinszenierung von Katie Mitchell wurde nach Amsterdam, London, Toulouse und Florenz und München weitergereicht....