Schöner leben
Wer die Schönheit lobt, macht sich verdächtig. Gilt bestenfalls als naiv. Unkritisch und verantwortungslos, denkfaul, bequem und opportunistisch: eine Liste von Eigenschaften, mühelos zu verlängern und besonders leicht zu belegen am Beispiel des ästhetizistischen Egomanen Richard Strauss’, der selbst die Kumpanei mit Diktatoren nicht scheute, wenn sie dem eigenen Erfolg nutzte.
Strauss’ persönliches Verhalten entsprach dabei nur mehr einer Tendenz, für die seine Musik schon vor 1933 stand: Dekoration für eine Gesellschaft zu sein, deren Herrschende um Recht und Gesetz wenig Aufhebens machten. Dass die Mörder Karl Liebknechts unbehelligt im «Rosenkavalier» sitzen konnten, geriet bereits 1919 zur bitteren Pointe eines Gedichts von Walter Hasenclever. Nicht dass Strauss die Begleitmusik zur Konterrevolution geliefert oder auch nur im Sinn gehabt hätte. Der Vorwurf, mit dem Glanz vergangener Zeiten die Missstände der Gegenwart übertönen zu wollen und somit den Stützen der Gesellschaft ein angenehmes akustisches Ambiente zu geben – er zielte, von der Fülle des Wohllauts ausgehend, auf einen Komponisten, der sich bloß angemaßt habe, einer Avantgarde anzugehören, letztlich jedoch stets ...
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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Essay, Seite 48
von Michael Heinemann
In der Premierenpause gibt der Maestro, leicht verschwitzt, den glühenden «Arabella»-Fan. Der «zweite ‹Rosenkavalier›» gefalle ihm fast noch besser als das Original, erzählt er der ORF-Moderatorin hinter den Kulissen. «Mein Lieblingsstück von Strauss.» Klar, in dieser letzten, 1933 an der Dresdner Semperoper uraufgeführten Gemeinschaftsarbeit von Strauss und...
Noch ein weiteres Album, dann ist die Schubert-Edition geschafft. Nicht auf enzyklopädische Vollständigkeit zielt Matthias Goerne bei seinem Großprojekt: Es ist eine sehr persönliche Auswahl, die Lieder zu dramaturgisch sinnvollen Großeinheiten verbindet. Auch auf dem Doppel-Album «Wanderers Nachtlied», der vorletzten Folge, wird ohrenfällig, wo Goernes Stärken...
Es gebe keine Erfolgsgarantie, die könne es, solle es nicht geben. «Sicher ist nur das Risiko», sagte Kaspar Holten, Artistic Director des Royal Opera House, als er Anfang 2013 vorstellte, was Covent Garden in Sachen neuer Oper plante: Erstaufführungen wichtiger Werke, Auftragskompositionen; bis 2020 reichen die Pläne. Ein Bekenntnis zum Zeitgenössischen. Damit das...