Mitterer: Crushrooms
Klänge um uns herum, Worte, live und vom Band, Bilder. Aktion, steil treppauf im Basler Foyer, auf den beiden Galerien, auf dem Flügel, mit klaustrophobischem Charakter in der gläsernen Drehtür und auch draußen, auf dem Theaterplatz, unter Assistenz eines Gabelstaplers mit Aufblendlicht. Und wir mittendrin, pausenlose einundneunzig Minuten und neun Sekunden beschallt, verbal und musikalisch attackiert. Wir haben gelernt: «Crushroom» heißt Theaterfoyer, «crusher» Zerkleinerungsmaschine (die U-Musik kennt den alten «Guitar Crusher») und «to crush» flirten.
Das neue Musiktheaterwerk «Crushrooms» des Komponisten Wolfgang Mitterer und des Dichters Albert Ostermaier ist also am rechten Ort. Das ist freilich auch das Einzige, das sich in Basel mit einiger Sicherheit behaupten lässt.
Ostermaier hat den drei Figuren textreiche Monologe geschrieben, und Mitterer hat sie aufgespalten: in Sänger, Schauspieler und Stimmen vom Band, dazu den Damenchor. Mehr noch: Er hat sie ineinandergeschnitten und über dreiunddreißig Miniaturkapitel verteilt – eine literarisch-musikalische Konferenzschaltung. Wir haben es mit Awaker zu tun, der zwischen Traum und Realität existiert; mit Iriden, einer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Als «ewiges» Thema ist die Geschichte von einem zwischen Liebes- und Luxussehnsucht hin- und hergerissenen Mädchen aus reichem Hause und einem armen Studenten nicht à tout prix an ihre Entstehungszeit, das 18. Jahrhundert, gebunden. Ausstatter Dieter Richter verzichtet in Essen auf historisierende Bebilderung. Er und Regisseur Roman Hovenbitzer finden ohne...
Köln hat einen neuen «Idomeneo» zum Hören. Weniger einen zum Hinsehen. Das hat zwei Gründe: Erstens ist Mozarts Oper ohnehin schwierig zu inszenieren; zweitens fällt Christoph Nel und seinem Bühnenbildner Jens Kilian nichts Nachhaltiges dazu ein, wie erstgenanntem Übel abzuhelfen wäre. Die Bühne auf der Bühne im ersten Akt klärt zwar die Fronten zwischen einer...
Nicht weniger als zehn politische Wechsel hat Estland im 20. Jahrhundert erlebt. Keineswegs nur Regierungswechsel, sondern grundlegende Umstürze, Neuanfänge, feindliche Übernahmen, Selbstbehauptungsversuche. Kaum irgendwo in Europa drängte sich die Geschichte des letzten Jahrhunderts so massiv zusammen wie im Baltikum. Und die Oper spiegelt alles wider. Ab 1906...