Mit dem Clown kommen die Tränen

Leoncavallo: Pagliacci an der Staatsoper Hannover

Opernwelt - Logo

Tutto nel mondo è burla? Was, zumindest in Teilen, für Verdis weisen «Falstaff» gilt, trifft auf die meisten veristischen Opern, die danach komponiert wurden, kaum zu. Das Leben ist kein Vergnügen, es ist Kampf und Krampf, zuweilen zorndurchglüht und zynisch, kurz: eine existenzielle Erfahrung und nicht immer die allerbeste. Das Lachen dient nur als Fassade für die Tränen, die dahinter wohnen, und selbst im grobkörnigsten Scherz steckt ein Körnchen bitterer (tödlicher) Wahrheit.

So ist es auch in Leoncavallos «Pagliacci».

Und wenn sich nach der Ouvertüre, in der die drei zentralen Leitmotive (Trauer, Rache, Liebe) vom Staatsorchester Hannover unter der Leitung von Mario Hartmuth kristallin (Trauer) kraftvoll (Rache) und klandestin (Liebe) vorgestellt wurden, in Hannover der Vorhang hebt, kann man das sehr früh schon deutlich genug sehen. Ralf Käselaus Bühne ist ein Trümmerfeld, ein Abgrund – ein Schlund. Mag sie vor Urzeiten mal eine glanzvolle Manege gewesen sein, jetzt präsentiert sie sich als ein Ort, an dem Träume kaum mehr geträumt werden können – es sei denn, es handelt sich dabei um Albträume. Die Zuschauerränge gleichen einer Rutschbahn, das Lampenwerk könnte mal repariert ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2024
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Angst wagen

Im Plenarsaal des Deutschen Bundestages werden 16 Nonnen hingerichtet. Eine nach der anderen sinken sie zu Boden, darüber schwebt drohend der Bundesadler. Ein Ort, der vielen als Symbol der Rechtsstaatlichkeit gilt, wird zum Schauplatz des Terrors. Die ungeheuerliche Szene bringt die Befürchtungen auf den Punkt, die Regisseur Paul Georg-Dittrich und sein Team für...

Im Märchenwald

Richard Strauss’ zehnte Oper gilt weithin als «Rosenkavalier zweiter Klasse». Das ist als Urteil über die Dramaturgie nachvollziehbar, denn der 1929 verstorbene Textdichter Hugo von Hofmannsthal hatte sein Libretto nicht mehr überarbeiten können. Die Uraufführung folgte erst 1933 in Dresden, fünf Monate nach der Machtübernahme Hitlers und seiner Terror-Bande. Aber...

Prinzip Hoffnung

Wohl kein Komponist der neueren Musikgeschichte wird so ausschließlich mit einem einzigen Werk identifiziert wie Engelbert Humperdinck mit seiner Märchenoper «Hänsel und Gretel». Selbst die 1910 an der New Yorker Met uraufgeführten «Königskinder», damals ein weltweiter Sensationserfolg, führen heute ein Schattendasein. Das Stück leidet unter dem pseudopoetischen...