Mit Dante gegen die Mafia
Gemäuer, Weinlaub, schiefe Treppen, hinten leuchtet die Toscana. «Kinder, mit Schrotgewehren erschossen, von Baggern überrollt, von Dynamit zerfetzt…» Es ist schön hier, es gibt keinen schöneren Ort als Montepulciano. Die Mafia ist fern, möchte man glauben, aber nun steht da Luciano Violante und rezitiert zu den Tönen eines kleinen Ensembles. Seine Bodyguards haben sich dezent an allen vier Ecken eines stilvoll restaurierten Weingewölbes der alten Bergstadt postiert.
«Schuldige! Schuldig, Söhne, Brüder, Freunde, Nachbarn zu sein, schuldig, in einer Stadt der Wölfe gelebt zu haben, Stadt einer Nation von Wölfen.» Violante klagt ganz Italien an in seiner «Kantate für die von der Mafia getöteten Kinder». Er schrieb sie 1995, als er Präsident der Antimafia-Kommission war. Heute, mit 67 Jahren, gilt Violante als einer der wenigen unbestechlichen Politiker Italiens, er ist hoch anschlaggefährdet.
Es ist mehr als nur eine Sensation, dass dieser Richter und Dichter hier auftritt. Es markiert einen Neubeginn beim legendären «Cantiere Internationale d’Arte di Montepulciano», dem Musikfest, das Hans Werner Henze 1976 in der Toscana gründete, um Hochkultur und Basis zu verbinden. Henze schrieb ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Im Mozart-Jahr 2006 sprossen Platten mit Musik des Salzburger Genies aus dem medial reichlich befruchteten Boden wie die Pilze nach einem Dauerregen. Mit dem Jahres-
regenten Händel ist es ähnlich, wenn auch nicht ganz so rabiat. Mancher, der mit dem Hallenser Meister bislang nicht so viel am Hut hatte, entdeckt ihn nun für sich. Der Bass-
bariton Ildebrando...
Als Catherine Malfitano noch selbst auf der Bühne stand, spielte Donizettis «Lucia di Lammermoor» in ihrem Repertoire so gut wie keine Rolle. «Ich habe die Lucia lediglich in zwei Produktionen gesungen, ganz am Anfang meiner Karriere», erzählt die Sopranistin. Nun hat sie das Schauerstück an der Central City Opera in Colorado in Szene gesetzt. «Die Sicht vom...
Mit seiner 126. Bühnenrolle gab Plácido Domingo im März 2008 an Madrids Teatro Real ein überraschendes Debüt. Der Bajazet im «Tamerlano», den Domingo anschließend auch in London und Washington präsentierte, war die erste Händel-Rolle des damals 67-Jährigen überhaupt – ein mutiger Schritt für einen Sänger, der bis dahin selbst Mozart nur ausnahmsweise («Idomeneo»)...