Metamorphosen des Unverwechselbaren
Am liebsten schreibt sie für Freunde. Für Menschen, die sie gut kennt. Judith Weir hält wenig von Theorien, Programmen oder Schulen. Wichtiger ist ihr der Dialog mit den Interpreten, die ihre Musik aufführen. Egal ob es sich um Profis oder Laien handelt.
Hat nicht jede Sängerin, jeder Instrumentalist, jedes Orchester, jeder Chor eine Persönlichkeit, eine spezielle Aura, die man nicht einfach austauschen kann? Die Vielfalt, den Reichtum individueller Stimmen und Charaktere fand die in London aufgewachsene und heute wieder dort lebende Komponistin mit schottischen Wurzeln seit jeher faszinierend. Und es ist dieser inspirierte Sinn für das Einzigartige im Konzert erlebter Klänge, der ihren Werken ein Aroma des Unvergleichlichen, durch alle Raster Fallenden verleiht. Kein Stück gleicht dem anderen, keines kreist variierend um eine bereits eingeführte Idee oder ein schon erkundetes Motiv. Immer weht ein frischer Wind, gleichsam vom Nullpunkt der Imagination – einer Fantasie, die ohne große Gesten auskommt, vielmehr das poetisch verdichtete Understatement, die flüchtige Miniatur, die feine Ironie sucht.
Das zeichnet sich schon in «King Harald’s Saga» ab, einer Mini-Oper auf eine ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Albrecht Thiemann
Kontinent Sciarrino» betitelten die Salzburger Festspiele 2008 ihre neunteilige, dem Schaffen Salvatore Sciarrinos gewidmete Veranstaltungsreihe. An der überragenden kreativen Originalität und Potenz dieses nach Luigi Nono wohl bedeutendsten italienischen Komponisten des letzten halben Jahrhunderts bestehen heute kaum mehr Zweifel. Wer allerdings seine Werke hören...
Jeder regelmäßige Besucher von Kopenhagens Oper weiß, was es bedeutet, wenn sich das Publikum plötzlich schweigend von seinen Sitzen erhebt. Auf diese Art erweist das dänische Volk traditionell seiner Königin Respekt – und setzt sich erst wieder, wenn Margarethe II. Platz genommen hat. Das ist auch an diesem Dienstagabend nicht anders, als die opernaffine...
Vor 30 Jahren ist der Organist, Cembalist und Dirigent Karl Richter gestorben, im Oktober wäre er 85 Jahre alt geworden. Auch wenn sich die Klangvorstellungen von Barockmusik seit Richters Zeiten fundamental geändert haben: Seine Verdienste sind unbestritten, und es gibt nicht wenige Hörer, die seinem subjektiv zupackenden, aus der Tradition von Günther Ramin und...