Melancholia
Der 1979 geborene englische Countertenor Iestyn Davies ließ in den letzten Jahren immer wieder aufhorchen. Während er im angloamerikanischen Bereich bereits einen Namen besitzt und schon zweimal mit dem begehrten «Gramophone Award» ausgezeichnet wurde, ist er hierzulande noch wenig bekannt – 2013 sang er bei den Münchner Festspielen in George Benjamins Oper «Written on Skin», 2014 bei den Händelfestspielen in Halle die Titelpartie in Händels Oratorium «Solomon». In der Londoner Wigmore Hall gehört er zu den beliebtesten Künstlern.
Von dort kommt auch seine neue, dritte Live-CD, Mitschnitt eines Konzerts vom 5. Juli 2013, in dessen Zentrum Lautenlieder des elisabethanischen Zeitalters stehen.
Die Kunst der Melancholie vertreten John Dowland und der gleichaltrige John Danyel. Dowlands düstere Klagen «In darkness let me dwell» und «Flow my tears» singt Davies mit makellos ansprechender Stimme, bestechender messa di voce, ausdrucksvollem Ton und einer Genauigkeit der Wortpointierung, die an das große Vorbild Alfred Deller denken lassen. Ähnlich kühn in ihrer schmerzvoll chromatischen, fast schon mit Gesualdo konkurrierenden Stimmführung sind die «Funeral tears» und «Doleful notes» von ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 23
von Uwe Schweikert
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