Mein Schubert?
Nichts, was meinem Schubert ähnlich sieht», beschwerte sich der Dichter Hoffmann von Fallersleben, als er dem Komponisten in einem Grinzinger Heurigenlokal begegnete und dieser scheu und wortkarg geblieben war. Vielleicht hatte Schubert gerade einen «grantigen» Tag – auch Genies sind davor nicht gefeit. Auf jeden Fall reagierte Hoffmann in seiner Enttäuschung nicht anders als viele, die nicht nur Person und Werk ineins setzen, sondern zugleich Œuvre und Künstler emotional für sich in Beschlag nehmen.
Mein Schubert also? Christian Gerhaher hat sich dieser Haltung in einem Gespräch ganz entschieden widersetzt: «Auf der Bühne wie auf dem Podium sollte klar sein, dass es da eine Distanz gibt; dass der Darsteller nicht selbst der Charakter ist, den er verkörpert. Es gibt auch einen notwendigen Unterschied zwischen Rühren und Berühren. Das Erstere ist undifferenziert sentimental, das zweite bewusst gesetzte Emotion ...» In diesem Sinne scheinen sowohl Markus Schäfers Interpretation der «Schönen Müllerin» wie auch, auf andere Weise, jene der «Winterreise» durch Stephan Genz Gerhahers Forderung zu entsprechen.
Schäfer nähert sich der «Müllerin» über die Kompositionen von Ludwig Berger ...
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Opernwelt Januar 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Gerhard Persché
Tomaso Albinoni? Kennt man natürlich. Eine Nummer des «dilettante Veneto» gehört in jede ordentliche Barock-Compilation (und sei’s das berühmte Adagio in g-Moll, das Albinoni-Biograf Remo Giazotto in den 1950er-Jahren nachkomponierte), an Aufnahmen seiner concerti a cinque herrscht kein Mangel.
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Nicht alle Hunde, die bellen, beißen auch. Weiß man ja. Der Jäger, der Schneewittchen töten soll, bringt das nicht fertig. Bei Elena Kats-Chernin und Susanne Felicitas Wolf in Berlin muss Schneewittchen nicht mal alleine durch den dunklen Wald: Ein Riesenkarnickel steht ihr bei. Damit sich bloß keiner gruselt. Dazu gibt’s einen bunten Salat aus Britten und Wagner...
Was ist nicht schon alles über Mozarts «Zauberflöte» geschrieben worden! Wie viele Geheimnisse wurden in Schikaneders Libretto hineininterpretiert! Und haben nicht sogar einige Autoren dessen sprunghafte Dramaturgie als «Machwerk» abgetan?
Eine Pariser Bearbeitung aus dem Jahr 1801 zeigt, was aus dem merkwürdigen Stück wird, wenn man es zur durchkomponierten Oper...