Mäuse im Großraumbüro
Gleich zwei Ansagen muss Intendant Alain Perroux vor Beginn des Premierenabends machen: erstens, dass anstelle des positiv auf das Coronavirus getesteten Chefs der Strasbourger Philharmoniker Aziz Shokhakimov seine Assistentin Sora Elisabeth Lee die Premiere dirigieren werde. Und zweitens, dass aufgrund einiger positiv getesteter Orchestermitglieder nun fünf Musikerinnen und Musiker im Orchestergraben säßen, die das Werk zum ersten Mal spielten.
Was angesichts des Stück eine besondere Herausforderung ist: Walter Braunfels’ Oper«Die Vögel» – nach der gleichnamigen Komödie des Aristophanes – erklingt an diesem Abend in der Opéra national du Rhin in französischer Erstaufführung. Wobei man sagen muss, dass auch hierzulande das 1920 am Münchner Nationaltheater uraufgeführte «lyrisch-phantastische Spiel in zwei Aufzügen» nur selten gespielt wird, zuletzt in Köln (OW 02/2022). Der Komponist – nach nationalsozialistischer Lesart «Halbjude» – und seine Werke fielen ab 1933 unter den Bannstrahl der antisemitischen braunen Machthaber. Nach 1945 wiederum waren die Wiederbelebungsversuche kläglich, den vorherrschenden Komponistenschulen Darmstädter Prägung musste diese spätromantische Musik, ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Alexander Dick
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Sant’ Andrea della Valle, Palazzo Farnese, Engelsburg: Wer könnte diese ikonografischen Orte nicht sofort vor seinem inneren Auge abrufen, wenn er von «Tosca» hört? Und wie sollte, im Rom um 1800, die Handlung anders ablaufen als von Puccini und seinen Librettisten notiert? Aber ist «Tosca» ein derart «veristisches» Werk, dass es der Originalschauplätze überhaupt...
Manchen Menschen sieht man schon an der Art, wie sie gehen, an, dass sie Ungebührliches im Schilde führen. Und jene mittelmäßig elegant gekleidete Dame gehobenen Alters, die da (in der Erinnerung liegt die allerdings unvergessene Begebenheit geschlagene neun Jahre zurück) während der zweiten Pause einer «Tannhäuser»-Aufführung in stechendem Schritt durchs obere...