Männerschweinewelt
Es ist eben alles eine Frage der Wahrnehmung: Einmal prangt «Faust» auf der Titelseite, einmal «Margarethe», je nachdem, wie man das Programmheft hält. Nach der Pause gibt’s sogar ein Déjà-ecouté auf die Ohren, wenn Domonkos Héja noch einmal die Ouvertüre dirigiert – als Entrée für einen Perspektivwechsel zu Gunsten Marguerites: Jetzt ist sie dran. Am Ende wird sie mit dieser Männerschweinewelt abgerechnet und die Bühne wütend, frustriert in Richtung Parkett verlassen haben.
«Gerettet», jenes berühmte finale Wort bei Goethe und in der Gounod-Veroperung, bekommt hier eine Umdeutung und -wertung: Das besorgt Gretchen schon selbst.
Keiner muss allerdings fürchten, das am Staatstheater Augsburg nun plakativ mit dem #MeToo-Besteck herumgefuchtelt wird. Regisseur Jochen Biganzoli weiß natürlich, dass es bei Gounod und Goethe um dieses Thema geht. Doch wie er diese Tragödie einer verratenen, benutzten Frau zeigt, als kühle, schmucklose Sezierung einer Welt, in der befrackte Kerle Projektionsflächen für ihre Lüste brauchen, quasi als Vorläufer-Version von «Lulu», das ist ziemlich stark. Dafür braucht’s eigentlich keinen Frauen-Protest mit Plakaten wie «No God in my Vagina» oder «Viva la ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Markus Thiel
Erstmals seit seiner Uraufführung 1750 ist das dramatische Oratorium »Theodora« am Royal Opera House wieder herausgekommen – in einer neuen Inszenierung mit »feministischer Brille« und »vielen Neuigkeiten«, wie Regisseurin Katie Mitchell verspricht. In der Tat hat die Titelheldin vermutlich zuvor noch auf keiner Bühne Bomben gebastelt. Hier tut sie das, zusammen...
alpha
06.03. - 21:45 Uhr
Rudolf Buchbinder spielt Brahms' 2. Klavierkonzert
Das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms, vom Komponisten ironisch als «kleines Konzertchen mit Scherzo» bezeichnet, ist eines der wichtigsten Klavierkonzerte der Romantik und gleichzeitig ein Vorbild für eine Vielzahl symphonisch konzipierter Solokonzerte in seiner Nachfolge.
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Manchen Menschen sieht man schon an der Art, wie sie gehen, an, dass sie Ungebührliches im Schilde führen. Und jene mittelmäßig elegant gekleidete Dame gehobenen Alters, die da (in der Erinnerung liegt die allerdings unvergessene Begebenheit geschlagene neun Jahre zurück) während der zweiten Pause einer «Tannhäuser»-Aufführung in stechendem Schritt durchs obere...