Machtmaschine kontra Mensch
Der Zerfall des russisch-bolschewistischen Staatsgebildes, begleitet von bis heute nicht bewältigten Krisenphänomenen bis hin zu brutalen militärischen und terroristischen Aktionen, hat unseren Blick auch für künstlerische Reflexionen geschärft.
Um bei der Oper zu bleiben: Als Herbert Wernicke in Salzburg für Mussorgskys «Boris Godunow» auf einem riesigen Rundhorizont die Köpfe russischer Herrscher aus mehreren hundert Jahren bis hin zum heutigen Tag abbildete, wurde die politische Dimension des Dramas schlaglichtartig sichtbar gemacht: Nichts hat sich geändert, und nichts wird sich wohl ändern. Parallele Eindrücke ergaben sich bei zwei anderen Mussorgsky-Aufführungen: bei Juri Ljubimows Mailänder und bei Abbado/Kirchners Wiener Darstellung des Volksdramas «Chowanschtschina» in den achtziger Jahren. Seitdem sind den Werken die langen Bärte abgeschnitten worden, und Alt-Russland liegt ganz aktuell Grenze an Grenze mit der europäischen Union.
Eine adäquate szenische Aufführung der «Chowanschtschina», ohnehin nur für größere Opernhäuser logistisch zu bewältigen, bedeutet gleichwohl selbst für diese eine riskante Herausforderung. Im dritten Jahr der Intendanz von Bernd Loebe fühlte sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ihm und «La scintilla» galt der größte Beifall: Marc Minkowski und das Barockensemble der Oper Zürich waren zusammen mit fast durchweg in ihren Rollen debütierenden Sängern für diesen fesselnden Vier-Stunden-Abend entschieden mehr verantwortlich als Inszenierung, Bühne und Kostüme. Wann je – nicht einmal in Minkowskis eigener Aufnahme von Händels «Giulio Cesare in...
Für eine mittelgroße Bühne wie Kiel bedeutet der «Parsifal» mit Sicherheit einen nicht zu unterschätzenden Kraftakt. Wenn man unter diesen Bedingungen der Produktion mehr als nur einen Achtungserfolg bescheinigen darf, so spricht das für die Qualität des Geleisteten. Nach dem viel gepriesenen «Jahrtausend-‹Ring›» in der Ära Harms hat die Fördestadt jetzt wieder...
Eine Erfolgsgeschichte neigt sich ihrem Ende zu. Amélie Niermeyer ist nur noch bis zum Sommer Intendantin in Freiburg. Dann geht es Richtung Düsseldorf, wo sie ein Jahr später das Schauspielhaus übernimmt. Zuvor erfüllte sie sich erstmals den Wunsch, eine Oper zu inszenieren. Und alle Achtung, was der Debütantin da bei Jacques Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen»...