Immer nur das Eine
Wie viele Menschen passen in einen winzigen Wohnwagen? Zwei, vier, fünf? Falsch. Ungefähr fünfzig. Vorausgesetzt, es gibt einen mit Autoreifen verdeckten Einstieg durch die Unterbühne in den Boden der Camping-Behausung. Kleingeblümte, kopftuchtragende Frauen und schnauzbärtige Männer quellen samt ihrer Klappmöbel und Kochutensilien aus dem weißen Plastik-Ei, bis der Campingplatz (eine rostrote Halle mit schwerem Stahltor) voll ist, das gefällt dem Publikum, es lacht und lässt sich die nächsten zweieinhalb Stunden nur ungern davon abbringen.
Handlesende Zigeuner und eifersüchtige, vielweibernde Türken bevölkern Rossinis «Il turco in Italia», da jagt ein Klischee das nächste. Was hätten, sagen wir: Sebastian Baumgarten oder Christoph Nel daraus gemacht? Ein gesellschaftskritisches Stück über Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit vermutlich. Nicht Christof Loy an der Hamburgischen Staatsoper. Der traut sich was: macht Komödie, handwerklich virtuos und, oh Schreck!, eigentlich ganz konventionell. Mit genauen Beobachtungen, mit präziser Figurenzeichnung, mit fingerspitzenfeinfühligen Pointen. Loy reißt die vierte Wand ein, seine Darsteller dürfen das Publikum direkt anspielen und ...
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Als «ewiges» Thema ist die Geschichte von einem zwischen Liebes- und Luxussehnsucht hin- und hergerissenen Mädchen aus reichem Hause und einem armen Studenten nicht à tout prix an ihre Entstehungszeit, das 18. Jahrhundert, gebunden. Ausstatter Dieter Richter verzichtet in Essen auf historisierende Bebilderung. Er und Regisseur Roman Hovenbitzer finden ohne...
Eine Erfolgsgeschichte neigt sich ihrem Ende zu. Amélie Niermeyer ist nur noch bis zum Sommer Intendantin in Freiburg. Dann geht es Richtung Düsseldorf, wo sie ein Jahr später das Schauspielhaus übernimmt. Zuvor erfüllte sie sich erstmals den Wunsch, eine Oper zu inszenieren. Und alle Achtung, was der Debütantin da bei Jacques Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen»...
Im zeitgenössischen Kunstbetrieb ist Jonathan Meese schon seit ein paar Jahren everybody’s darling. Herumgereicht zwischen Berlin und Frankfurt, Köln und London, Mailand und New York. Das Theater hat ihn erst kürzlich entdeckt. Frank Castorf, das Ohr stets an den raunenden Untertönen des Zeitgeistes, nahm den jungen Bilderstürmer mit dem fettigen Langhaar für...