Macht und Wahn
Während Aufsteiger Heidenheim seine Daseinsberechtigung in der Fußball-Bundesliga erst noch beweisen muss, haben sich die sommerlichen Opernfestspiele in der kleinen Kreisstadt am Rand der schwäbischen Ostalb mit ihrem bescheidenen, aber feinen Programm längst im Kreis der Großen etabliert. Als Freilichtaufführung stand dieses Jahr Giuseppe Verdis «Don Carlo» auf dem Spielplan. Auf der Bühne des Congress-Centrums fand die komplette Präsentation von Verdis Frühwerk mit «Giovanna d’Arco», seiner siebten, 1845 uraufgeführten Oper, ihre Fortsetzung.
Von Schillers «Jungfrau von Orleans» ist in Temistocle Soleras dürrem Libretto wenig übrig geblieben. Giovanna, die König Carlo zum Sieg und zur Krönung führt, findet ihren Gegenspieler in ihrem Vater Giacomo, der argwöhnt, dass sie mit dem Teufel im Bunde steht, und sie an die feindlichen Engländer verrät. Erst als er sieht, dass sie keine Hexe ist, sondern ihrer göttlichen Sendung folgt, befreit er sie. Giovanna erringt zwar einen letzten Sieg, stirbt jedoch (wie bei Schiller und entgegen der historischen Wahrheit) auf dem Schlachtfeld.
Kompositorisch fällt «Giovanna d’Arco» hinter die beiden Vorgängerwerke «Ernani» und «I due Foscari» ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 30
von Uwe Schweikert, Werner M. Grimmerl
Das Cover sollte man für einen Augenblick vergessen, wenn man Edipo in Gedanken über eine imaginäre Bühne schickt. Handelt es sich beim Protagonisten von Sophokles’ Tragödie doch um einen blinden, lebensmüden Greis, dem eher etwas unbequem Zotteliges denn gepflegt Graumeliertes eignet – während das Titelbild der vorliegenden CD uns den juvenilen Solisten dieser...
Frau Stikhina, sind Sie manchmal neidisch auf Radamès? Er ist mit seiner Arie kurz nach Beginn dran inklusive hohem B, kann dann einigermaßen relaxen – und Sie müssen bis zur Nil-Szene warten ...
Na ja, für mich gibt es dazwischen noch einiges. «Ritorna vincitor» zum Beispiel. Ich bin nicht neidisch, weil Radamès letztlich dreimal weniger zu singen hat als Aida....
Heroinen gibt es in der Opernwelt wie Sand am Meer. Vor allem das Barockzeitalter ist prall gefüllt mit ihnen, man denke nur an Dido und Deijanira, Armida und Alcina, Rodelinda und Clorinda. Doch nicht alle dieser leidenschaftlich mit ihrem Schicksal ringenden Frauen kennt man – und noch weniger einige ihrer Schöpfer. Über Louis-Antoine Dornel beispielsweise weiß...