Living la vida loca

Offenbach: Barbe-Bleue am Theater Hagen

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Dolce vita mit Pizza ’Ndrangheta: In Hagen spielt eine französische Operette im italienischen Mafia-Milieu. Der Titelheld ist ein Gangster, sein Gegenspieler, König Bobèche, ein Emporkömmling aus der Halbwelt, mit einer frappierenden Ähnlichkeit zu Silvio Berlusconi. Der vielleicht schamloseste italienische Politiker der jüngeren Geschichte eignet sich gut als Inspirationsquelle für Gags und als Sinnbild des unfähigen Herrschers, den auch schon Offenbach in seinem «Barbe-Bleue» vorführen wollte.

Nur ist eben nichts so alt wie die Zeitung von gestern, geschweige denn die von vor über zehn Jahren, als «Bunga-Bunga» noch empört hat. Heikle Themen von heute stehen hier nicht auf der Karte. Berlusconi war ja auch Steigbügelhalter einer neofaschistischen Partei, die gegenwärtig in Italien die Ministerpräsidentin stellt. Diese politische Kiste lässt das Regieteam um Holger Potocki aber geschlossen. Dafür öffnet es tausend andere. Das szenische Tempo und ein hohes handwerkliches Können machen den Abend sehenswert.

Ritter Blaubart hat hier mit Offenbachs «Barbe-Bleue» ungefähr so viel zu tun wie die Operette mit dem Schauermärchen von Charles Perrault. Der Blaubart, den das geniale ...

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Opernwelt Dezember 2024
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Anna Chernomordik

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