Liebestriebe
Diese Oper, zentrale Premiere der diesjährigen Potsdamer Musikfestspiele, trägt einen höchst eigenwilligen Titel: «I portentosi effetti della Madre Natura», zu deutsch: «Die wundersamen Wirkungen von Mutter Natur». Was könnte damit gemeint sein? Auch wenn das Programmheft suggeriert, man könne darunter den Anbruch eines neuen Wissenschaftszeitalters verstehen oder jene politische Revolution, die Ende des 18. Jahrhunderts in der Luft liegt, so macht sich auf den Brettern des Schlosstheaters im Neuen Palais Sanssouci doch vor allem ein Effekt der Natur breit: der Liebestrieb.
Von dem wird Celidoro im Wortsinn übermannt. Sein Leben lang wurde der Arme gefangen gehalten, obwohl oder gerade weil er Sohn des Königs von Mallorca ist. Von Mallorca? Das hinterfragen wir jetzt mal nicht, bekanntlich war es im Barock und selbst noch bei Verdi durchaus üblich, Handlungen an weit entfernte, mysteriöse Orte zu verlegen, um der Zensur zu entgehen.
Das Libretto stammt von Carlo Goldoni, der für die Opera buffa eine ähnlich wichtige Rolle gespielt hat wie Metastasio für die Seria – die des unverzichtbaren Lieferanten von Textdichtungen. Vertont hat sie Giuseppe Scarlatti. Der Neapolitaner ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Udo Badelt
Alles schwarz, so schwarz wie meine Kleider. Alles schwarz, ich seh‘ nichts andres, leider.» So sang die bekanntlich aus ehemaligen Thomanern bestehende Band «Die Prinzen» auf ihrem schönen Album «Schweine» aus dem Jahr 1995. In dem Song geht es, anders als die Worte es intendieren, überhaupt nicht um irgendeine «Schwarzmalerei» oder um «Krise». Doch wollen wir ja...
Graz gilt als italienischste Stadt Österreichs und lockt mit pittoreskem Barock, einigen Perlen modernster Architektur, südlichem Flair und Lebensart. Seit 1985 zählt die alljährlich stattfindende Styriarte zu den Säulen des reichen Kulturlebens in der steiermärkischen Kapitale; prägende Figur des Festivals war lange der in Graz aufgewachsene Nikolaus Harnoncourt....
Erklingt in diesen Tagen auf einer Opernbühne der «Patria-oppressa!»-Chor aus Giuseppe Verdis «Macbeth», dann «inszeniert» ein Diktator wie Wladimir Putin mit, ganz gleich, was dabei zu sehen ist. Verstärkt wird dieser unangenehme Eindruck noch, wenn, wie zu Sommerbeginn am Theater Freiburg, ein ukrainischer Regisseur das Stück zu deuten versucht. Andriy Zholdak...