Liebe auf dem Laufsteg
Rameau oder Pergolesi, so lautete um 1750 die Preisfrage im Ästhetenstreit der Querelle des Buffons. Ein harmloses Wortgefecht, wie sich 1774 zeigen sollte, als Glucks «Iphigénie en Aulide» und «Orfeo ed Euridice» wie Bomben in die Pariser Theaterwelt einschlugen und über Nacht die Existenz der französischen und italienischen Schule in Frage stellten. Deren Anhänger zogen flugs unter der Flagge von Niccolò Piccinni gegen den Deutschen aus Wien zu Felde. Durchaus erfolgreich. Piccinnis 1783 uraufgeführte «Didon» verzeichnete bis 1826 insgesamt 250 Aufführungen.
Später tat sich nicht mehr viel, außer dass Piccinnis Heimatstadt Bari das Opernhaus nach ihm benannte und 2001 die vergessene «Didon» aufs Programm setzte; immerhin gibt es von dieser Produktion, wie von fünf weiteren seiner Bühnenwerke, auch kommerzielle Tonaufzeichnungen.
Apropos vergessene Didon: Piccinni hatte bereits 1770 auf Metastasios Libretto eine «Dido abandonado» komponiert; für die neue Version sorgte dann Jean-François Marmontel, der den Italiener am Hof der Bourbonen installierte. Selbst Marie-Antoinette wurde ihrem Gesangslehrer Gluck ein bisschen untreu und besuchte in Fontainebleau die «Didon»-Premiere, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 44
von Volker Tarnow
Gerade sechs Wochen ist es her, da erlebte Ondřej Adámeks Oper «INES» in Köln seine Uraufführung. Sie verschränkte die Realität einer atomaren Katastrophe mit dem Mythos von Orpheus und Eurydike. Nun hat der offenbar bienenfleißige Komponist im Rahmen der Bregenzer Festspiele ein weiteres neues Opus auf die Bühne gebracht, wie in Köln unter eigener musikalischer...
Der Tod, so hat es der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch in seiner fulminanten Studie «La Mort» postuliert, sei etwas Absurdes – etwas, das weit hinausreicht über unser Denken, unsere Weltwahrnehmung und über die Möglichkeit, das Unfassliche zu ertasten. Nicht so für Mérimées Carmen. Für sie ist der Tod eine Herausforderung; ein Gegner, dem eine Femme...
Mélodies d’ailleurs», «Lieder von damals» nennen die beiden jungen Schweizerinnen, die Sopranistin Viviane Hasler und ihre Klavierpartnerin Maren Gamper, ihre Debüt-CD. Das «Damals» ist das Frankreich des Fin de Siècle. Mit den «Mélodies», der französischen Antwort auf das deutsche Kunstlied, wagen sie sich an ein Genre, das – jedenfalls für Nicht-Muttersprachler –...