Lahme Lust
Bernhard Lang ist nicht der Erste, der Arthur Schnitzlers «Reigen» auf die Opernbühne bringt. Aber seine Ästhetik der transformativen Wiederholung, mit dieser Überzeugung durfte man zur Uraufführung des Stücks bei den Schwetzinger Festspielen reisen, schien die idealen Voraussetzungen zu bieten, Schnitzlers Variationsdramaturgie des Immergleichen – zehn Figuren, zehn Dialoge, zehn Partnerwechsel – adäquat ins Musiktheatralische zu transponieren.
Doch Lang und sein librettistischer Mitarbeiter Michael Sturminger haben den Liebesreigen, der bei seiner Uraufführung den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts auslöste, ganz auf den Warencharakter des Begehrens, die Mechanik des Sexualakts reduziert. Aus «Reigen» wird, mit Anspielung auf den Remix der Pop-Musik, «Re:igen». Die Paare finden in ihrer nur äußerlich modifizierten, in Wirklichkeit immer gleichen Triebhaftigkeit zusammen. Statt Entfremdung, ja Abgründigkeit herrscht repetitive Monotonie, bei der – ganz im Sinne des französischen Philosophen Gilles Deleuze – das Maschinelle das Subjektive zum Schweigen bringt. Wo bei Schnitzler zwischen Verführung und Postludium Gedankenstriche stehen, breitet sich bei Lang ein an- und ...
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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Uwe Schweikert
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