Kulturtransfer und Identität im Musiktheater
Kulturtransfer, Identität: Sind das nicht genau jene Worthülsen, die im Moment immer dort kursieren, wo über Kultur geredet wird, und hinter denen sich eine zugleich banale und folgenreiche Erfahrung verbirgt: die Erfahrung, dass unsere Kultur- und natürlich auch unsere Musikszene in einer Weise vielfältig geworden ist, die es den Verantwortlichen, aber auch den Rezipienten oft schwer macht, angemessen zu agieren? Muss also hinter unserem Thema nicht ein dickes Fragezeichen stehen? Was meinen wir überhaupt, wenn wir solche Begriffe für ein Round-Table-Gespräch aufrufen?
Begri
ffe leben bekanntlich von der Art, in der man mit ihnen umgeht. Man kann den viel benutzten und auch zerschlissenen Begriff der Identität zunächst ganz simpel mit einer alten, einfachen und sozusagen zeitlosen Bestimmung aufgreifen: Wer man ist in der Welt, das ist keine Gegebenheit, sondern eine Aufgabe. Gleich im ersten Band des unter anderem von Friedrich Jaeger herausgegebenen «Handbuchs der Kulturwissenschaften» (Metzler Verlag) findet sich ein faszinierendes Kapitel zum Thema Identität, in dem dieser Aspekt aufgegriffen und weitergeführt wird. Identität, so sagt die moderne Kultur- und Sozialwissenschaft, ...
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Mit großem Interesse habe ich im Programmheft zu dieser «Antigona» gelesen, dass nicht Gluck, sondern Tommaso Traetta der eigentliche Reformator der italienischen Barockoper war, und dass ohne seine Pionierleistung Mozart nie einen «Idomeneo» hätte schreiben können. Die Bekanntschaft mit dem Werk selbst hat mich dann allerdings etwas ratlos zurückgelassen, denn je...
In schweren Zeiten sehnt sich der leidende Mensch nach ein wenig Heiterkeit. Das Kino war im Zweiten Weltkrieg dafür das ideale Medium. Doch auch die Musik könnte helfen. Anno 1940 schrieb Serge Prokofjew seine «lyrisch-komische» Oper «Die Verlobung im Kloster» nach der Komödie «The Duenna» von Richard Brinsley Sheridan (1775). Die zweite Frau des Komponisten, Mira...
Tristan stirbt. Nur wenige Augenblicke bleiben dem Verwundeten, um zu jener Hellsichtigkeit zu gelangen, die ihn reif für den ersehnten Übergang ins Totenreich macht. Nur ein Wimpernschlag, um sein ganzes Leben von Geburt an zu reflektieren und mit ihm abzuschließen. Denn um nichts anderes geht es in dem großen Auftritt, den Wagner im dritten «Tristan»-Akt seinem...