Konfektionsware
Am Prager Nationaltheater gibt es in letzter Zeit mehr Opern-Uraufführungen als fast überall sonst in Europa. Doch ist diese Häufigkeit allein schon Beleg für ambitionierte Musiktheaterarbeit? Immerhin: Es waren auch Erfolge dabei. Im vergangenen Jahr zum Beispiel die Eishockey-Oper «Nagano» des Prager Komponisten Martin Smolka, die in ihrer fulminanten Mischung aus Humor und Pathos das Zeug zur parodistischen tschechischen Nationaloper besitzt.
Das jüngste Glied in der Kette von Novitäten ist Lorenzo Ferreros «Montezuma».
Das Stück kam – Zufall oder nicht – gerade dann heraus, als Smolkas Oper die letzte ihrer mehr als ein Dutzend umjubelten Aufführungen erlebte. Bei Ferrero geht es um die Eroberung Mexikos durch die Spanier, also ebenfalls um nationale Identitätsbildungen und kulturelle Befindlichkeiten. Doch anders als Smolka entsagt Ferrero jeder Form von Leichtigkeit oder Humor. Ungebrochenes Pathos ist hier Trumpf. Das historische Geschehen wird auf das simple Grundmuster Begegnung – Konflikt – Tod reduziert. Und es wird musikalisch mit breitestem Pinsel ausgemalt. Etwas lateinamerikanisches Kolorit bei Auftritten der Azteken, einige sich bedrohlich gerierende ...
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