Knisternde Erotik

«A Midsummer Night’s Dream» aus Glyndebourne und Barcelona

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Fantastischer, silbrig schimmernder Zauberwald, der sich wie von Geisterhand bewegt (und doch nur aus vielfach verzweigten Männerkörpern besteht) oder eine grüne Schlafzimmer-Traumlandschaft vor riesiger Mondsichel? Welches Ambiente wird Shakespeares berühmtester Komödie in der kongenialen Vertonung von Benjamin Britten aus dem Jahr 1960 besser gerecht?
Peter Halls Version für Glyndebourne aus dem Jahr 1981 ist klassizistisch märchenhaft.

Titania und Oberon tragen prächtige Renaissance-Kostüme und gewagte Haar-Kreationen, Ileana Cotrubas und James Bow­man liefern den gepflegten Gesang da­zu, sie mit ihrem unverkennbar leuchtenden Timbre, lyrisch fein ziselierend, er nobel, aber etwas anämisch gestaltend. Puck ist ein nö­lender rothaariger kleiner Junge, der durch die Lüfte fliegen darf, die Elfen harmlose Geister. Die beiden leider optisch wie musikalisch nicht mehr ganz taufrischen Liebes­paare tragen gediegene Kleidung, die im Verlaufe der Wirrnisse im Athener Wald nur wenig Spuren von Flucht in unwegsamer Natur zeigt. Und der Kampf der Frauen um die Männer und untereinander bleibt immer voller Zurückhaltung. Auch die Lie­bes­nacht der Elfenkönigin mit einem Esel entbehrt ...

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Opernwelt März 2006
Rubrik: DVDs, Seite 57
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
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