«Keusche Töne sind nicht mein Ding»
Frau Soffel, verstehen Sie sich eher als Sängerin oder als Singschauspielerin?
Ich komme von der Geige her, und es gab eine Zeit, da habe ich Bach, Pergolesi und Monteverdi über alles geliebt. Dann kamen neue Minenfelder. Man lernt – ein bisschen von Regisseuren, noch mehr vom Leben. Heute empfinde ich den Ausdruck «Singschauspielerin» als großes Kompliment.
Vom Leben gelernt? Was fällt Ihnen da als Erstes ein?
Meine Scheidung. Dann der Fachwechsel.
Es war für mich ein Schock, als ich 1996 in Salzburg für Leonie Rysanek als Klytämnestra einspringen sollte. Kurz vorher hatte ich noch Charlotte gesungen. Da stieß ich an meine Grenzen. Ich musste das Pferd von hinten aufzäumen. Andererseits: Diese Bilderbuchkarrieren, gibt’s die überhaupt? Nein! Es gibt nur Zickzack. Ortrud und Kundry habe ich eben «nachgeholt». Die Basis war gut. Auch die Nervenbasis. Wissen Sie, wir Sänger hängen am Haken. Die Rollen schnappen nach uns.
Was empfinden Sie, wenn manchmal Bewunderung für Ihre lange Laufbahn die Würdigung der sängerischen Leistung überformt?
Es heißt für mich, dass ich nicht ganz dumm war. Dass ich viel Nein gesagt habe, vor unmöglichen Angeboten zurückgeschreckt bin. Ein Beispiel: Ich habe ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 90
von Kai Luehrs-Kaiser
Herr Alagna, mit Rollen wie Énée und dem Cid haben Sie sich enorm entwickelt. Ist Vasco da Gama jetzt der größte Schritt für Sie?
Énée war ein viel größerer, ebenso Lancelot in «Roi Arthus» kürzlich in Paris. Und wenn man «Pagliacci» und «Cavalleria rusticana» an einem Abend singt, ist das auch kein Kinderspiel ... Also: nein, eigentlich nicht. Mit Eléazar in «La...
Abschied
Er war zunächst Autolackierer und besaß einen eigenen Betrieb in seiner Heimatstadt Graz, bevor er sich 1960 zu einem Gesangsstudium entschloss und bereits vier Jahre später als Graf Almaviva in Rossinis «Barbier von Sevilla» debütierte. Von 1967 bis 1969 war Josef Hopferwieser am Opernhaus Essen engagiert, dann von 1969 bis 1973 festes Ensemblemitglied der...
Das Opernwelt-Jahrbuch
Wo steht das «Opernhaus des Jahres»? Wer ist «Sänger des Jahres», und wer siegt in der Kategorie «Dirigent»? Am 30. September erscheint unser Jahrbuch «Oper 2015». Es enthält die mit Spannung erwartete Kritikerumfrage samt Porträts und Interviews. Außerdem: Essays über zeitgenössisches Musiktheater in den USA, den Boom historisch-kritischer...