Karnevalsstimmung
Bereits Felix Weingartner, vor gut hundert Jahren der wohl leidenschaftlichste Vorkämpfer für Berlioz’ «Benvenuto Cellini», war sich über die Schwierigkeiten dieser Oper vollauf im Klaren: «Cellini» brauche eine angemessene Aufführung nötiger als irgendein anderes Meisterwerk, schrieb der ehemalige Generalmusikdirektor der Wiener und Berliner Hofoper 1912, und zählte auch gleich die größten Probleme auf: «Die Oper ist leicht in ihren Einzelheiten, aber außerordentlich schwer im Ensemble. Sie braucht richtige Belcantosänger.
Die lyrischen Tenöre mit heldenhaftem Charakter in Stimme und Darstellung, wie sie die Titelrolle erfordert, sind nicht leicht zu finden.» Ansprüche, die offenbar heute noch genauso abschrecken wie zu Weingartners Zeit, die aber auch ein hohes Qualitätsniveau garantieren: Wer sich für diese Oper einsetzt, muss das zwangsläufig voll und ganz tun.
In der Einspielung Roger Norringtons herrscht, wie schon bei Sir Colin Davis (Philips) und John Nelson (Virgin), in keinem Takt Routine: Das vibratofreie Spiel, das Norrington den Streichern seines Stuttgarter Orchesters abfordert, erzwingt Präzision und sorgt dafür, dass die oft komödiantisch überzeichnenden ...
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Eine Ausgrabung, die es in sich hat: Das Theater Hof präsentiert (als Koproduktion mit dem Vorpommerschen Theater Stralsund) die erst 1965 in Prag aufgefundene, 1995 in Bielefeld von John Dew uraufgeführte Oper «Der Sturz des Antichrist» von Viktor Ullmann. Der Komponist, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, bezeichnete das Werk, das er 1935 auf der Basis eines...
Der Zuschauer wohnt den Dreharbeiten eines Films mit dem Titel «Die drei Wünsche» bei. Das ist auch schon alles, was diese Oper mit dem alten Illusionstheater zu tun hat. Nach den «Dreharbeiten» darf man dann die «Weltpremiere» des Films miterleben, Stars und Sternchen inklusive. Der zweite Teil besteht im Wesentlichen aus einer handlungstragenden Filmsequenz:...
Maître Ponnelle hat’s vorgemacht. Er war der Weltmeister, ein global player im Vermarkten seiner Inszenierungsideen. Robert Carsen kann’s aber auch. Der kanadische Regisseur hatte Händels «Semele» 1996 für Aix-en-Provence konzipiert, die English National wie die Vlaamse Opera und Köln hingen koproduzierend dran. Jetzt folgte Zürich. Doch dort wurde ein ganz...