Jubelarien

Schweitzer: Aurora im Nationaltheater Weimar

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Huldigungswerke sind eine ambivalente Angelegenheit. Im Lobpreis auf den hochmögenden Herrscher – denn darin allein besteht ihr Zweck – verbirgt sich immer auch eine dem Schöpfer abgezwungene Unterwerfungsgeste. Wohl kaum ein Dichter, kaum ein Compositeur, der seinem Fürsten aus freien Stücken und mit unverstellter Begeisterung einen Lorbeer aus Versen und Tönen geflochten hätte.

Oder etwa doch? 

Anno 1772 am Hofe Anna Amalias: Die Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, eine über die Maßen kunstliebende und -fördernde Regentin, hat den Dichter Christoph Martin Wieland nach Weimar bestellt – als Erzieher ihres Sohnes, Erbprinz Carl August, dessen Vormundschaft sie zu diesem Zeitpunkt besitzt. Wieland schickt sich alsbald an, anlässlich des 33. Geburtstags seiner Dienstherrin eine die Liebeleien antiker Götter schildernde Verserzählung zu kreieren, in der er Diana, die Göttin der Jagd, Amor und die titelgebende Aurora, Göttin der Morgenröte, im nächtlichen Mondschein umherirren lässt. Letzterer fällt schließlich die Aufgabe zu, den Tag der Geburtstagsfeierlichkeiten einer Anmut wie Vernunft glücklich in sich vereinenden Fürstin herannahen zu lassen. Und so endet das von Wieland ...

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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Werner Kopfmüller

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