In der Folterkammer

Bartók: Der wunderbare Mandarin/Herzog Blaubarts Burg im Theater Basel

Wo ist die Bühne? Außen oder innen?», fragt der Schauspieler und Tänzer Nicolas Franciscus (auf Ungarisch) im Prolog zu Bartóks Einakter «Herzog Blaubarts Burg» am Theater Basel. Christof Loy mag vor allem Bilder, die im Inneren des Betrachters entstehen. Deshalb meidet er auch in dieser Regiearbeit, einer Koproduktion mit dem Teatro Real in Madrid, ein allzu konkretes Setting. Im Mittelpunkt stehen die Figuren; ihre Emotionen definiert Loy nicht immer unmissverständlich.

Lieber ersinnt er Übergänge – vom Begehren zum Bedrängen, von der Leidenschaft zur Gewalt –, die vielfältigen Variationen der Liebe eben. Und insbesondere im ersten Teil mit Bartóks Tanzpantomine «Der wunderbare Mandarin» betont er deren dunkle Seite. Loy hat diese wild-expressionistische Ballettmusik der Oper vorangestellt. Ein junges Mädchen wird von einer Männerbande gezwungen, Freier anzulocken, um sie auszurauben. Der letzte der «Kunden» – der wunderbare Mandarin – stirbt in ihren Armen. Carla Pérez Mora tanzt dieses Mädchen im roten Kleid zwischen Telefonzelle, Müllkippe und einer auf Baumstämmen stehenden Brettersiedlung mit Grazie und Anmut (Kostüme: Barbara Drosihn, Bühne: Márton Ágh). Má-rio Branco, der ...

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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 35
von Georg Rudiger

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