Durchaus geschmackvoll
Eine Barockoper mit drei Bässen und zwei Tenören in den Hauptrollen auf einen historisch nicht allzu lange zurückliegenden Stoff, welcher der antiken Mythologie und Geschichte die kalte Schulter zeigt – so etwas kann nicht aus Italien, sondern nur aus dem europäischen Norden kommen. Politische Rücksichten scheinen jedoch die Premiere von Johann Matthesons für die Hamburger Oper am Gänsemarkt bestimmten «Boris Goudenow» verhindert zu haben, sodass das 1710 entstandene Werk erst 2005 uraufgeführt wurde.
Das vom Komponisten selbst gedichtete Textbuch behandelt zwar dasselbe Sujet wie später Mussorgskys Bühnenwerk, hat mit dessen musikalischem Volksdrama aber nichts gemein. Mattheson verquirlt die politischen Machtspiele und amourösen Verwicklungen der Standespersonen vielmehr nach barocker Manier zu einer Intrigenhandlung, die sich am Schluss im Wohlgefallen eines lieto fine auflöst: Boris wird Zar, besiegt die Widersacher, verzeiht ihnen und die Paare finden sich. Das Volk kommt gar nicht vor.
Mattheson (1681–1764) war Sänger und Komponist an der Hamburger Oper, später bis 1728 Kapellmeister am Hamburger Dom. Bekannt ist er heute hauptsächlich als Begründer und maßgeblicher ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 18
von Uwe Schweikert
arte
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