In der Rumpelkammer des Glücks
Bereits im Vorwort seines berührenden Buches aus dem Jahr 2007 stellt Alexander Kluge klar, dass es ihm bei den 120 «Geschichten vom Kino» um das «Prinzip Kino» gehe, also um den erweiterten Begriff der Kunstgattung. Er halte dieses «Kino», schreibt Kluge, «für unsterblich und für älter als die Filmkunst», weil es auf einem zeitlosen Prinzip beruhe – darauf nämlich, dass wir etwas, das uns «innerlich bewegt», einander öffentlich mitteilen würden. Darin seien Film und Musik Verwandte: «Beide gehen nicht unter.
»
Was Kluge vergaß zu erwähnen: Beide Kunstformen begegnen sich auch auf einem anderen Terrain – in der Oper. Mit etwas Fantasie ließen sich – spätestens seit Richard Wagner – etliche Bühnenwerke ebenso gut als Filmmusiken mit dazuerfundener Handlung definieren; Theodor W. Adorno hat im Fall Wagner dafür plausible Gründe angeführt. Auch die Partituren Puccinis und der Komponisten des Verismo bergen genügend «filmmusikalische» Ingredienzien, um sie sich losgelöst von dem Geschehen auf der Bühne zu Gemüte führen zu können und von der Musik (so man nicht ein empfindungsloser Rationalist ist) überwältigt zu werden. Der Thriller liegt hier nicht selten schon in den Tönen selbst, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Jürgen Otten
Was ist der Erde Glück? Ein Schatten! Was ist der Erde Ruhm? Ein Traum! Du Armer! Der vom Schatten du geträumt! Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht …» Erschütterndes gibt Medea, die Kindesmörderin, ihrem Gatten Jason mit auf den einsamen Weg, bevor sie durch den fallenden Vorhang ins Nichts entschwindet. So endet Franz Grillparzers Drama «Medea», dritter...
JUBILARE
Stuart Burrows kam am 7. Februar 1933 im walisischen Cilfynydd zur Welt. 1963 gab er sein Operndebüt als Ismail in Verdis «Nabucco» in Cardiff. Dort kamen die Rollen von Rodolfo («La bohème»), Macduff(«Macbeth»), Herzog («Rigoletto») und Ernesto («Don Pasquale») hinzu. Bald wechselte er ans Royal Opera House in London, wo er weitere große lyrische Partien...
In einem Interview hat Helmut Lachenmann vor Jahren einmal einen bemerkenswerten Satz gesagt: «Ich werde komponiert.» Abseits der Tatsache, dass dies semantisch wie real schwierig ist, da nur der Komponist Lachenmann in der Lage ist, Töne und Klänge, welcher Art auch immer sie sein mögen, zu erfinden, steckt in diesem Satz doch auch ein dickes Körnchen Wahrheit....