Im Wald, da schallt’s
Dass die Waldoper in Sopot, wenige Kilometer nordwestlich von Danzig an der Ostsee gelegen, einst von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde als Propagandaort für sogenannte «arische Opernkunst», das wirft bis heute Schatten. 1935 etwa wirkten in der »Zoppoter Waldoper» bei riesenhaften Aufführungen von «Rienzi» und «Meistersingern» 135 Musiker und 500 Chorsänger mit. Trotzdem: Die unvergleichliche Atmosphäre der Waldoper ist geblieben, das Open-Air-Theater mit 5000 Plätzen hat tatsächlich eine fast magische Aura.
Die Akustik gehört zu den besten überhaupt unter freiem Himmel. Entsteht sie durch das dichte Laub, durch die leichte Grundfeuchtigkeit auch im Hochsommer oder aus der Lage? Das Klangprofil mit dem idealen Nachhall, mit der Verbindung von Weichheit und Brillanz, Transparenz und Fülle ist schlichtweg einmalig.
Auch für Puccinis «Turandot», die bei der nunmehr zweiten Ausgabe des «Baltic Opera Festivals» auf dem Programm stand. Der suggestiv wirkende Aufführungsort veredelt sogar dieses eher toxische Opus mit dem recht unwahrscheinlichen Liebesbekenntnis einer Prinzessin, die eine ganze Reihe von Freiern abschlachten lässt. Fast wundert man sich über die Stückwahl ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Magazin, Seite 91
von Roland H. Dippel
Wie Georg August Griesinger, der erste Biograph Joseph Haydns, uns mitteilt, klagte der alt gewordene Komponist darüber, «daß jetzt so viele Tonmeister komponiren, die nie singen gelernt hätten». Nicht nur für Haydn war der Gesang Grundlage aller Musik, egal ob für Stimme oder Instrument. Haydn selbst hatte das Singen als Sängerknabe am Wiener Stephansdom gelernt...
Wer am Ende dieses (inklusive zweier Pausen) fast vierstündigen Abends zu lang applaudierte, den bestraften die Wettergötter. Denn just nach dem blutigen Finale von Peter Tschaikowskys «Mazeppa» ging ein Unwetter über Erl nieder, das es in sich hatte. Was wiederum zum Stück ideal passte. Die Vorlage stammt, wie ebenfalls bei «Eugen Onegin» und «Pique Dame», von...
Sein Blick folgt aufmerksam den Solisten auf der Bühne, die Arme fahren in großen, vertikalen Bewegungen nach oben, der Oberkörper bleibt ruhig. Hannu Lintu ist ein Klangarbeiter, ein Dirigent, der immer wieder betont, wie wichtig ihm das Zuhören ist, der eine Partnerschaft sucht mit den Musikern, aber auch mit dem Publikum im Saal. Diese Beschreibung mag viele...