Im Tollhaus
Er will sie, er will ihn – und er will alles: So ist Eliogabalo, der ohne Zweifel verrückteste Kaiser im alten Rom. Als 14-Jähriger kam Varius Avitus Bassianus 218 n. Chr. auf den Thron, trieb sein Wesen und tat dies äußerst heftig, wenn auch nur kurz: Vier Jahre nach der Thronbesteigung hauchte er, von der Hand eines Mörders getroffen, sein Leben aus – später legte man ihm den Namen des von ihm verehrten Sonnengotts Elagabal bei. Richtiger Stoff für eine Oper also, weshalb Francesco Cavalli, eine Generation jünger als Claudio Monteverdi, zur Feder griff.
Zum Karneval 1667/68 sollte das Stück in Venedig aus der Taufe gehoben werden. Dazu kam es aber nicht. Die Partitur verschwand stattdessen in der Schublade des Komponisten, gelangte von dort in den Besitz einer Adelsfamilie und schließlich in eine venezianische Bibliothek. 1999 wurde sie wiederentdeckt und in der lombardischen Kleinstadt Crema zur späten Uraufführung gebracht.
Ein richtiger Stoff auch für Calixto Bieito: Willkürliche Machtausübung, Gewaltanwendung, triebhaftes Begehren, dazu ein Durcheinander der Geschlechter – das reizt den katalanischen Regisseur, der Cavallis «Eliogabalo» im Opernhaus Zürich auf die Bühne ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 27
von Peter Hagmann
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In einem Interview hat Helmut Lachenmann vor Jahren einmal einen bemerkenswerten Satz gesagt: «Ich werde komponiert.» Abseits der Tatsache, dass dies semantisch wie real schwierig ist, da nur der Komponist Lachenmann in der Lage ist, Töne und Klänge, welcher Art auch immer sie sein mögen, zu erfinden, steckt in diesem Satz doch auch ein dickes Körnchen Wahrheit....
Die Kunde kam wenig überraschend, und doch konnte man ein leises Beben in der Musikwelt kaum überhören: Anfang Januar erklärte Daniel Barenboim seinen Rücktritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Leider habe sich sein Gesundheitszustand, so der scheidende Dirigent in einer offiziellen Presseerklärung, «deutlich verschlechtert», er könne jene...