Im Austausch mit der Welt
Das Wesentliche lässt sich nicht immer in Worte meißeln, Auslassungen sind auch in der Kunst nicht das Schlechteste. Drei rosa Punkte leuchten an der Fassade des Luzerner Theaters, das mit diesem Signet seinen 175. Geburtstag markiert. Die Pfiffigkeit, mit der gefeiert wird, ist bezeichnend dafür, wie der Intendant Dominique Mentha das Haus auf Vordermann gebracht hat. Mit klugen Überraschungen – ohne in künstlerischem Grimm sein zahlendes Publikum ganz aus der Komfortzone zu verjagen.
Im Großen Haus inszeniert Holger Müller-Brandes Richard Strauss’ «Ariadne auf Naxos».
Dafür hat Philipp Fürhofer eine Spiegelwand eingezogen, die einen Blick hinter die Kulissen erlaubt, auf Technik, Beleuchtung: Theater als Kollektivschöpfung, als Ort widerstreitender Ideen und Konzepte, auch des Chaos, der Eitelkeiten und Spleens.
Durfte man eine Oper wie «Ariadne» überhaupt in Weltkriegszeiten schreiben? Müller-
Brandes’ Antwort lässt keine Zweifel: Seine Buffa-Truppe kommt direkt aus den Schützengräben des Weltkriegs gekrochen, und Zerbinettas Kunst – was soll man sagen? Das Frontleben macht genügsam, alles gipfelt in einer kalkuliert hilflosen Revue mit Stahlhelm und Federkrone. Die kompromisslose ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Clemens Prokop
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