Holleri di dudl jö

Wagner: Lohengrin Wien / Staatsoper

Opernwelt - Logo

An diesem Abend, bei Wagners «Lohengrin» an der Wiener Staatsoper, denken wir oft an Loriots «Jodel­diplom». Denn irgendwie scheint der Erzherzog-Johann-Jodler allgegenwärtig. Zumindest optisch. Wir sehen Menschen in Lodentrachten und Krachledernen. Und wir begegnen dem Bassisten Günther Groissböck, der dem legendären steirischen Landesvater zwar nicht aufs Auge gleicht, aber ideell durchaus als dessen Wiedergänger durchgehen könne.

Freilich, trüge der Scheitelträger statt seines Vollbarts ein Fliegenbärtchen an der Oberlippe, könnte Groissböcks König Heinrich auch für einen ganz anderen stehen. Wie denn der Saal, den Ausstatter Wolfgang Gussmann dem Regisseur Andreas Homoki auf die Bühne stellte, irgendwie an das berüchtigte Münchner Bürgerbräu denken lässt, in dem Bertolt Brechts «Schoß, aus dem das kroch» fruchtbar wurde.

Denn Homoki siedelt die Handlung dieser Oper in einem jener muffigen älplerischen Wirtshäuser an, an deren Stammtischen das Gedankengut des GröFaZ entstand und wohl auch heute noch virulent ist. Zwar verweigert der Regisseur sich im Programmheft dezidiert der Interpretation des «Lohengrin» als Vehikel eines agressiven deutschen Nationalismus. Vielmehr begründet ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Apropos... Mal was Heiteres!

Herr Gerhaher, von Ihrem Debüt als Don Giovanni war nicht unbedingt zu erwarten, dass Sie die Rolle als Erotik-Protz, als aggressiven Verführer anlegen. Sondern?

Ich kann Ihnen ehrlich sagen: Ich hatte sechs Wochen vor der Premiere nicht die geringste Ahnung! Was ich hatte, waren Komplexe. Es ist doch ganz klar, dass man sich für den Don Giovanni vom Typus her eher...

Der wahre Jakob

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Giacomo Meyerbeer der erfolgreichste Opernkomponist weltweit. Heute, 150 Jahre nach seinem Tod, sind seine Werke dem breiten Publikum kaum bekannt. Nicht nur wegen des runden Jubiläums war ein neues Buch über den «Meister der Grand Opéra» seit Langem überfällig. Die beiden Autoren haben gemeinsam mit der wissenschaftlichen...

Die gefährliche Einsamkeit einer Mutter

Wie soll man heute die fern gerückte Geschichte der Medea ­erzählen? Kindsmord durch die eigene Mutter findet heutzutage überwiegend in prekärem Milieu statt, als Ursachen für die Kindesmisshandlung mit Todesfolge werden zumeist Verwahrlosung und Überforderung ausgemacht. Also eher nicht jene rasende ­Rache aus Eifersucht, von der der antike Medea-Mythos erzählt....