Himmel und Hölle

Ein echter coup de théâtre: Lydia Steiers «Le nozze»-Inszenierung in Hannover, musikalisch veredelt durch das Dirigat von Giulio Cilona

Opernwelt - Logo

Manchmal gleicht der Anfang schon dem Ende. Alles ist bereits erzählt, erlebt, durchlitten; auch die Musik, in diesem Fall das «Perdono»-Finale von Mozarts «Le nozze di Figaro», scheint, kurz vor Eintreten des Allegro assai, erschöpft zu sein. Aber wer weiß, vielleicht wird dieser Film über einen tolldreisten Tag auf dem Land noch einmal gedreht? Fast möchte man es glauben, so unentschlossen stehen die Paare und Passanten da an der Rampe, in Konstellationen, deren Konsistenz längst zu bröckeln begonnen hat. Könnte so sein (und gut sein), aber eben auch anders.

Im Hintergrund ein schwarzes Flimmern, das nicht eindeutig ist: Entweder beginnt die Geschichte gleich, oder sie wurde gerade erzählt. Ist aber auch egal. Hauptsache, wir haben Spaß. Und werden zum Denken angeregt.

Beides ist der Fall in Lydia Steiers frech-frivoler und fintenreicher Inszenierung an der Staatsoper Hannover, die auf eine Aktualisierung des Stoffes verzichtet und doch brandaktuell ist. Denn wenn die US-amerikanische Regisseurin, seit Beginn der Saison Operndirektorin am Luzerner Theater, eines beherrscht, dann ist dies die Kunst der Personenführung, gepaart mit einer (bewusst oder unbewusst) generierten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Überladene Symbole

Venedig, Anno Domini 1716. Seit zwei Jahren ist die Republik in einen Krieg mit dem osmanischen Empire verstrickt. Nicht genug des Unheils: Die Türken halten, nachdem ihr Gegner eine Allianz mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation eingegangen ist, die Insel besetzt. Doch Fortuna hat ein Einsehen mit den Christen: Im August wird der ungeliebte Feind in...

Pompööös

Nebenan steht ein großes waschechtes Casino. Und auch auf der schmucken Bühne des Staatstheaters Wiesbaden wird gezockt. Doch Hermann hat nicht genug Kohle, um die schöne Lisa – eigentlich mit Fürst Jeletzki verlobt – zu freien. Pinke wird aber gebraucht, denn sie ist adelig. Also versucht Hermann, diesen einen stets erfolgversprechenden Kartentrick aus der alten...

Der Schrei des Kiwis

Drei kleine Bühnen ragen wie Inseln aus den Zuschauerreihen im Radialsystem hervor. Neben ihren Instrumenten haben Flötistin Kristjana Helgadóttir, Harfenistin Gunnhildur Einarsdóttir, Schlagzeuger Matthias Engler und Klarinettist Ingólfur Vilhjálmsson jeder ein kleines gläsernes Radio mitgebracht – Gebrauchsgegenstand und Kunsthandwerk im einen. Gemeinsam mit der...