Henze: Elegie für junge Liebende
Es sei – so schreibt der Komponist 1971 – zum Verständnis und zum Genuss seiner «Elegie» von nicht unerheblicher Wichtigkeit, die «Reibungen zwischen Farce, Tragödie, Opera buffa und Psychodrama» sichtbar zu machen – eine Forderung, die in der neuen Lübecker Produktion in hohem Maße erfüllt wird.
Auf subtile Weise spürt Reto Nicklers Regie den unterschiedlichen Ebenen des Werkes nach, gibt der Komi-Tragödie der (von Andrea Stadel hinreißend gesungenen und gespielten) Hilda Mack einen ebenso hohen Stellenwert wie dem Aufdecken seelischer Abgründe bei Mittenhofer und seiner gräflichen Sekretärin Carolina. Das Ganze wird in den artifiziellen Rahmen einer sich zu mehreren Spielorten öffnenden stilisierten Bergwand gestellt (Ausstattung: Julia Hansen). Die «Künstlichkeit der Form» (ein weiteres Kriterium, mit dem Henze sein Werk charakterisiert) findet damit eine plausible szenische Entsprechung.
Mit welcher Intensität sich das spielfreudige Ensemble auf solche Vorgaben einlässt, wie Satirisches und Revuehaftes dem Handlungsverlauf untermischt werden, wie Realität immer wieder durchbrochen wird von surrealen Momenten – das zu beobachten, macht ganz einfach Spaß. Es ist ein austariertes ...
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