Hello Baby!
Ob man 70 Jahre alt werden müsse, um zu erkennen, dass man eigentlich für den Kitsch die größte Begabung habe, fragte Richard Strauss, als er die «Arabella» komponierte. Eine rhetorische Frage, natürlich. Auch in der «Frau ohne Schatten», die als Hauptwerk konzipiert war, darf Kitsch sein. Etwa wenn der fesche Menschenkaiser – nicht zufällig ein Tenor – seine jüngste weibliche Eroberung als «Beute aller Beuten» preist, sich dabei zum hohen B aufschwingt und das Orchester ihm «sehr feurig» in Es-Dur, der alten Heldentonart, beipflichtet.
In Baden-Baden singt Clay Hilley das im Frack und mit Schmackes auf einer Showtreppe, umzingelt von Revuegirls samt rosa Federboas. Geschieht ihm recht, dem Kaiser! Und geschieht ihr recht, der «Frau ohne Schatten», die hier Operette sein darf, wo sie Operette ist.
Lydia Steier, die Regisseurin, hat keine Hemmungen vor solchen Seitenblicken zur Unterhaltung, wenn allzu hohe Kunst dadurch geerdet und genießbar wird. So geschehen etwa bei Stockhausens «Donnerstag aus Licht» in Basel 2016, ihrem Durchbruch. Wenn es darauf ankommt, kann sie auch ganz anders. Etwa bei ihrer verstörenden «Salome», im vergangenen Herbst in Paris (OW 12/2022). Und ...
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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Im Fokus, Seite 10
von Stephan Mösch
Herr Dusapin, von Nikolai Rimski-Korsakow ist die schöne Sentenz überliefert, Kunst sei «im Grunde die bezauberndste und hinreißendste Lüge». D’accord?
Die Kunst eine Lüge? Eine interessante Ansicht. Für mich ist Kunst, insbesondere Musik, die überwiegende Zeit dazu da, etwas zu verbergen.
Aber was?
Sich selbst, in meinem Fall also den Komponisten. Wobei es für...
JUBILARE
Susan Belling wurde am 3. Mai 1943 in New York City geboren. Sie studierte in Long Island und war danach Mitglied in verschiedenen Opernstudios, darunter auch dem der Metropolitan Opera. Belling wurde als Spezialistin für Ur- und Erstaufführungen bekannt, also für primär modernes Repertoire sowie für Alte Musik. Sosang sie beispielsweise die Titelrolle in...
alpha
07.05. – 21.50 Uhr
Die Seele der Geige Die Liebe seines Lebens ist aus Holz – und über 300 Jahre alt: Die Stradivari «Lady Inchiquin» ist die Stimme des Geigers Frank Peter Zimmermann. Doch wegen der Insolvenz der Eigentümerin (der WestLB) musste er auf das Sechs-Millionen-Instrument verzichten. Der Dokumentarfilm begleitet den Geiger bei der Wiederannäherung...